Seit dem 2. Quartal 2022 ist die Inflationsrate in Deutschland auf einem äußerst hohen Niveau angelangt. Im August zum Beispiel lag sie bei 7,9 Prozent. Mittlerweile spüren das nahezu alle Bürger deutlich, nämlich insbesondere durch zum Teil stark gestiegene Lebensmittel- und vor allem Energiepreise. In der Situation fragen sich viele Bürger, was eigentlich aus ihrem Geld und Kapital wird, wenn die Preissteigerungsrate sich auf einem so hohen Niveau befindet. Dieser Frage möchten wir in unserem Beitrag gerne nachgehen.
Was bedeutet Inflation eigentlich?
Mit Inflation ist schlichtweg gemeint, dass das Geld weniger wert ist. Das wird dadurch verursacht, dass die Preise für Lebensmittel, Kleidung, Energie und zahlreiche andere Güter ansteigen. Das wiederum bedeutet, dass schlichtweg die Kaufkraft des Geldes sinkt. Ist zum Beispiel der Preis für eine Flasche Wein aufgrund der Inflation um 10 Prozent gestiegen, hat dein Geld eben diese 10 Prozent an Kaufkraft verloren.
Die Inflationsrate wird oft auch als Preissteigerungsrate bezeichnet. Gemessen wird die Inflation ein einem sogenannten Warenkorb, der viele gängige Güter und auch Dienstleistungen beinhaltet. So wird Monat für Monat von den entsprechenden Experten analysiert und ermittelt, um wie viel Prozent der Preis für diesen gesamten Warenkorb gestiegen oder gefallen ist. Eine aktuelle Inflationsrate von knapp acht Prozent bedeutet also, dass die Güter und Dienstleistungen aus dem Warenkorb um diese knapp acht Prozent teurer geworden sind.
Einkauf Mitte 2021 vs. Einkauf Mitte 2022
Wie sich die Inflation in der Praxis auf dein Geld auswirkt, lässt sich sehr gut an dem wöchentlichen Einkauf im Supermarkt verdeutlichen. Unter der Voraussetzung, dass du ungefähr immer vergleichbare Produkte in gleicher Menge kaufst, wirst du sicherlich bereits festgestellt haben, dass du für die gleichen Güter und Produkte Mitte 2022 (deutlich) mehr als noch vor einem Jahr zahlen musst. Bist du zum Beispiel Mitte 2021 noch mit 80 Euro für den Wocheneinkauf ausgekommen, musst du heute vielleicht für den gleichen Warenkorb über 100 Euro bezahlen.
Besonders schnell von der Inflation betroffen sind aber nicht nur Lebensmittel, sondern ebenfalls die folgenden Leistungen und Produkte:
- Kleidung
- Baumaterialien
- Hygieneartikel
- Dienstleistungen wie Friseur oder Handwerker
- Medien- und Elektrogeräte
- Energiepreise
Die Inflation wirkt sich also auf nahezu alle Güter und Dienstleistungen aus, die regelmäßig von den Verbrauchern in Anspruch genommen werden. Dadurch sinkt die Kaufkraft des Geldes und du musst mehr finanzielle Mittel aufwenden, um die gleichen Produkte oder Leistungen wie noch vor einem Jahr zu erhalten.
Inflation und das Kapital: Reale Verluste für Anleger
Neben der Kaufkraft hat die Inflation noch eine weitere negative Wirkung, nämlich bei angelegtem Kapital. Das gilt zunächst einmal allerdings nur für verzinsliche Anlageformen, insbesondere:
- Spareinlagen
- Sparbriefe
- Tages- und Festgeldkonto
- Anleihen
- Geldmarktpapiere
Bei diesen Anlageformen besteht der Ertrag aus Zinsen. Diese sind noch zudem recht niedrig und bewegen sich momentan meistens auf einem Niveau von maximal 1,5 Prozent. Das angelegte Kapital verliert allerdings genauso an Wert, wie wir das zuvor im Abschnitt zum Geld erläutert haben. Man bezeichnet das auch als reale Kapitalverluste, weil eben der Wert des angelegten Kapitals abnimmt. Was das im Detail bedeutet, lässt sich gut an der folgenden Beispielrechnung betrachten:
- Anlagesumme im August 2021: 10.000 Euro
- Zinssatz: 1,20 %
- Inflationsrate: 7,9 %
- Wert des angelegten Kapitals im August 2022: 9.210 Euro
Nominal hast du auf deinem Tages- oder Festgeldkonto zwar nach wie vor 10.000 Euro angelegt. Aufgrund des Kaufkraftverlustes ist der Betrag von ehemals 10.000 Euro allerdings im August 2022 aufgrund der Inflation nur noch 9.210 Euro wert. Immerhin kommt der Zinsertrag von in dem Fall 120 Euro noch hinzu. Trotzdem hast du im Saldo einen realen Kapitalverlust von 670 Euro erlitten.
Kann ich als Anleger der Inflation entkommen?
Unter der zuvor genannten Voraussetzung stellt sich natürlich für viele Anleger die Frage, ob es an den Finanzmärkten eine Möglichkeit gibt, den beschriebenen, realen Kapitalverlust zumindest erträglicher zu gestalten. Tatsächlich gibt es mehrere Optionen, nämlich in erster Linie solche Anlageprodukte, die mit einem anderen Ertrag als Zinsen ausgestattet sind. Dabei kann es sich zum Beispiel um Kursgewinne oder Dividenden bei Aktien handeln, mit denen du die Geldentwertung durch die Inflation im besten Fall ausgleichen kannst oder sogar eine zusätzliche Rendite generierst.
Im Zusammenhang mit dem Schlagwort Inflation bei der Kapitalanlage fällt in erster Linie seitens Anlage- und Vermögensberater fast immer der Begriff der Sachwertanlagen. Beim Sachwert profitierst du im besten Fall von einer Preissteigerung und damit einer Wertsteigerung, die dann unabhängig von der Inflationsrate ist. Deshalb werden Sachwertanlagen auch als inflationsgeschützte Investments bezeichnet. Dazu gehören zum Beispiel:
- Immobilien
- Edelmetalle
- Luxusuhren
- Schmuck
- Antiquitäten
Wenn du also in Sachwerte investierst, hast du eine gute Chance, dass dein Kapital trotz hoher Inflationsrate keinen oder nur einen geringen Verlust erleidet. Abhängig ist das natürlich von der Rendite, die du mit der entsprechenden Geldanlage erzielst. Der reine Materialwert allerdings verändert sich durch die Inflation nicht, sodass Anleger momentan verstärkt auf solche Sachwertanlagen zurückgreifen.
Kreditnehmer freuen sich über hohe Inflationsrate
Während sich Anleger über eine hohe Inflationsrate ärgern, stellt sich die Situation bei Kreditnehmern ganz anders dar. Das trifft allerdings nur auf Personen zu, die bereits einen Kredit aufgenommen haben. Wer hingegen jetzt noch ein Darlehen beantragt, der wird sich ebenfalls ärgern, da die Banken die Kreditzinsen – aufgrund der hohen Inflationsrate – bereits deutlich gegenüber dem Vorjahr angehoben haben. Zahlst du allerdings momentan einen Kredit ab, profitierst du von der Geldentwertung, weil du entsprechend in realen Maßen ausgedrückt weniger Kaufkraft an den Kreditgeber zurückzahlst, als du zum Zeitpunkt der Darlehensaufnahme erhalten hast.
Wie geht es weiter mit der Inflation?
Die Europäische Zentralbank hat bereits erste Maßnahme ergriffen, um den Anstieg der Inflationsrate nicht zu bremsen, sondern möglichst eine Trendwende herbeizuführen. So wurde der EZB-Leitzins als Steuerungsinstrument in 2022 schon zweimal angehoben und liegt jetzt bei 1,25 Prozent. Das wiederum führt dazu, dass tendenziell weniger Kredite vergeben werden und dem Markt Geld entzogen wird. Das wiederum müsste zumindest theoretisch dazu führen, dass aufgrund der Geldverknappung die Preise wieder sinken bzw. zumindest nicht weiter steigen.