Seit einigen Jahren gibt es im Finanzbereich eine Art neue Branche, nämlich sogenannte FinTech-Unternehmen. Die Abkürzung steht für Finanztechnologie und es handelt sich dabei um Firmen, die bestimmte Finanzdienstleistungen mit Technologie und Computer im Besonderen verbinden. In diese mittlerweile größere Gruppe fallen unter anderem sogenannte Robo-Advisors. Dabei handelt es sich um Finanzdienstleister, die eine Online-Vermögensverwaltung offerieren.
Was ist eine Vermögensverwaltung?
Die klassische Vermögensverwaltung wird entweder von Banken innerhalb bestimmter Abteilungen betrieben oder es handelt sich um eine reine Vermögensverwaltung als eigenständigen Finanzdienstleister. Solche klassischen Vermögensverwalter haben meistens einige Geschäftsstellen, wo Kunden vor Ort mit einem Berater sprechen können. Ebenfalls typisch für klassische Vermögensverwaltungen ist, dass sie sich meistens nur an Anleger richten, die mindestens über Investitionssummen im sechsstelligen Bereich verfügen. Doch was bedeutet Vermögensverwaltung eigentlich prinzipiell?
Abzugrenzen ist die Vermögensverwaltung von der Vermögensberatung. Bei der Vermögensberatung ist der entsprechende Mitarbeiter der Bank oder eines anderen Finanzdienstleisters ausschließlich beratend tätig, jedoch wählt der Anleger selbst die für ihn infrage kommenden Finanzprodukte aus. Bei der Vermögensverwaltung hingegen findet gewöhnlich keine Beratung statt. Stattdessen entscheidet der Vermögensverwalter im Prinzip für den Anleger, in welche Anlageprodukte das Kapital des Kunden fließen soll. Dementsprechend handelt es sich bei Anlegern, die eine Vermögensverwaltung nutzen, meistens um Kunden, die sich selbst nicht mit dem Thema Geld und Kapitalanlage beschäftigen möchten.
Robo-Advisor: Was ist eine Online-Vermögensverwaltung?
Eine Online-Vermögensverwaltung macht im Grunde nichts anderes als die zuvor erläuterte, klassische Vermögensverwaltung. Das bedeutet, dass keine Beratung der Anleger stattfindet, sondern der sogenannte Robo-Advisors selbst entscheidet, in welche Finanzprodukte das Geld der Kunden fließt. Der gravierende Unterschied zur klassischen Vermögensverwaltung ist, dass Robo-Advisors ihr Angebot ausschließlich im Internet unterbreiten. Der Kunde muss sich dementsprechend auf der Webseite registrieren und einen bestimmten Anmeldeprozess durchlaufen.
Wie funktioniert die Online-Vermögensverwaltung?
Wer sich für eine Online-Vermögensverwaltung durch einen Robo-Advisors interessiert, der sollte zunächst einen Vergleich der Anbieter durchführen. Immerhin gibt es – wie bei allen Finanzdienstleistern – in erster Linie im Hinblick auf Konditionen, Renditen, aber auch Strategien und der Auswahl der Anlageprodukte zum Teil größere Unterschiede. Zum Vergleich bieten sich beispielsweise sogenannte Reviews an, weil dort innerhalb von Test- und Erfahrungsberichten die entsprechenden Anbieter in unterschiedlichen Kategorien bewertet werden.
Wer sich auf dieser Grundlage für einen Robo-Advisors entschieden hat, der muss sich zunächst auf der Webseite registrieren. Die Anmeldung ist vergleichbar mit einer Kontoeröffnung, sodass beispielsweise die folgenden Daten genannt werden müssen:
- Name und Anschrift sowie Geburtsdatum
- Anzulegendes Vermögen / Einkommen
- Erfahrungen mit Wertpapieren und anderen Anlageprodukten
- Anlageziele
Ein wichtiger Teil der Anmeldung ist bei nahezu jedem Robo-Advisors das sogenannte Onboarding. Damit ist gemeint, dass dem Kunden einige Fragen gestellt werden, um dessen Einstellung zu Geldanlagen, zum investierten Kapital und vor allem seine Anlageziel zu erkunden. Auf Basis des Ergebnisses teilen die meisten Online-Vermögensverwalter den entsprechenden Anleger dann in eine bestimmte Klasse ein, bei der wiederum verschiedene Portfolio-Typen geeignet sind. Im letzten Schritt transferiert der Kunde den gewünschten Anlagebetrag zum Robo-Advisors und die Vermögensverwaltung nimmt ihren Gang.
Was sind die Vorteile der Robo-Advisors?
Ein Vorteil der Online-Vermögensverwaltung besteht für viele Anleger darin, dass sie eben nicht zwingend eine Geschäftsstelle aufsuchen müssen, wie es bei vielen klassischen Vermögensverwaltungen der Fall ist. Der Robo-Advisor ist also definitiv ortsunabhängig. Einen weiteren Vorteil sehen die meisten Kunden in den durchschnittlich (deutlich) geringeren Kosten, auch wieder im direkten Vergleich mit einer klassischen Vermögensverwaltung.
Da eben keine kostspieligen Geschäftsstellen unterhalten werden müssen und die Online-Vermögensverwalter tendenziell weniger Mitarbeiter als klassische Vermögensverwalter benötigen, kann an der Stelle eine Kostenersparnis erfolgen, die in Form von günstigen Konditionen auch an die Kunden weitergegeben wird. Während Anleger bei einer klassischen Vermögensverwaltung durchaus Gebühren von mehr als zwei Prozent jährlich zahlen, liegt die durchschnittliche Kostenquote bei Robo-Advisors im Bereich zwischen 0,8 und 1,2 Prozent.
Ein weiterer Vorteil der Online-Vermögensverwalter kann darin bestehen, dass im Rahmen des Angebotes manchmal sogar mehr und gezieltere Fragen gestellt werden, als es bei einem persönlichen Gespräch beim klassischen Vermögensverwalter der Fall ist. Manche digitale Vermögensverwalter versuchen anhand von 30 und mehr Fragen genau zu analysieren, welcher Anlegertyp der jeweilige Kunde ist. Dementsprechend können die Portfolios sehr genau und individuell angepasst bzw. zugeordnet werden.
Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Vorteil der Robo-Advisors ist die verhältnismäßig geringe Mindestanlagesumme. Während bei der klassischen Vermögensverwaltung oft mindestens 100.000 Euro investiert werden müssen, bewegen sich die Minusbeträge bei den Robo-Advisors – je nach Anbieter – meistens zwischen 2.500 und 10.000 Euro. Manche digitale Vermögensverwalter haben sogar gar keine Mindesteinlage oder fordern lediglich einen geringen Betrag ab 500 Euro.
Zusammengefasst sind es die folgenden Vorteile, durch die sich Online-Vermögensverwalter – auch im Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung – häufiger auszeichnen können:
- Geringere Mindestanlagesumme
- Geringere Gesamtkostenquote
- Ortsunabhängig
- Häufig ausführliches Onboarding
- Hohe Transparenz
Wie sicher sind Robo-Advisors?
Bei neuen Unternehmen, wie zum Beispiel Robo-Advisors aus der Sparte FinTechs, haben manche Anleger zunächst Zweifel bezüglich der Sicherheit. Allerdings lassen sich die Befürchtungen relativ schnell entkräften, denn grundsätzlich ist ein Robo-Advisors nicht sicherer oder unsicherer als eine klassische Vermögensverwaltung. Wer als Robo-Advisors eine echte Vermögensverwaltung betreiben möchte, benötigt zunächst die Erlaubnis der BaFin. Das bedeutet bereits eine gewisse Sicherheit für Anleger, da verschiedene Anforderungen erfüllt werden müssen.
Ebenfalls zur Sicherheit trägt bei, dass die jeweiligen Online-Vermögensverwalter die Gelder der Kunden nicht selbst verwahren, sondern dies in der Regel auf einem Depot einer Partnerbank erfolgt. Der Robo-Advisors hat demzufolge selbst keinen Zugriff auf die Anlagesumme bzw. das Guthaben der Kunden, was ein weiterer Sicherheitsaspekt ist. Technologisch werden zudem einige Maßnahmen getroffen, um zum Beispiel den Datenschutz und eine sichere Verbindung bei Transaktionen zu gewährleisten.
Sämtliche Guthaben auf den Verrechnungskonten sind durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Ferner handelt es sich zum Beispiel bei den Wertpapieren, in die der Robo-Advisors das Geld der Kunden investiert, um Sondervermögen. Selbst einer Insolvenz des digitalen Vermögensverwalters wären diese Guthaben gesichert, sodass es auch diesbezüglich kein höheres Risiko als bei klassischen Vermögensverwaltungen oder Banken im Allgemeinen gibt.
Für wen ist ein Robo-Advisor geeignet?
Zunächst einmal sind Robo-Advisors ausschließlich für Anleger geeignet, die sich grundsätzlich eine Vermögensverwaltung wünschen und diese in Anspruch nehmen möchten. Wer sich hingegen selbst um die Anlage seines Kapitals kümmert, benötigt natürlich keinen Robo-Advisors. Die Zielgruppe der Online-Vermögensverwalter ist relativ groß und reicht im Prinzip von Eltern, die für ihre Kinder Geld anlegen möchten, bis hin zum Rentner, der sich nicht selbst um sein vorhandenes Kapital kümmern möchte. Dabei gibt es insbesondere aufgrund der verhältnismäßig geringen Mindestanlagesumme kaum Kunden, welche die Dienste grundsätzlich nicht in Anspruch nehmen können. Selbst Kleinanleger und Sparer finden bei manchen Robo-Advisors die passenden Produkte und Services.