In Deutschland ist das Renteneintrittsalter in den letzten Jahrzehnten immer weiter angehoben worden. Konnten die meisten unserer Großeltern teilweise schon mit 63 Jahren ihren Ruhestand genießen, so liegt das heutige Regelrenteneintrittsalter inzwischen bei 67 Jahren. Teilweise wurde sogar in der jüngeren Vergangenheit über eine weitere Anhebung auf beispielsweise 69 Jahre diskutiert.
Eine solche Verschärfung wird von vielen Bürgern als vollkommen praxisfremd angesehen, denn nicht wenige Menschen hierzulande haben sogar den Wunsch und das Ziel, zum Beispiel mit 60 Jahren vorzeitig in den Ruhestand eintreten zu können. Doch kann das überhaupt funktionieren, wenn man im späteren Rentenalter nicht erhebliche Einbußen beim Lebensstandard hinnehmen möchte?
- Finanzielle Basis muss schon früh geschaffen werden
- Welche Sparrate ist die richtige für mich?
- Monatliches Budget festlegen
- Wie lange soll das Einkommen prinzipiell reichen?
- Mit welcher Rendite kann ich rechnen?
- Welche gesetzliche Rente steht mir zu?
- Beispielrechnung: Ist der vorzeitigen Ruhestand mit 60 Jahren realisierbar?
- Monatlicher Sparbeitrag zu hoch: was ist zu tun?
Finanzielle Basis muss schon früh geschaffen werden
Wer mit dem Gedanken spielt, zum Beispiel mit 60 Jahren bereits in den Ruhestand eintreten zu wollen, der muss den dafür notwendigen finanziellen Background schon früh schaffen. Anders ausgedrückt: Wenn nicht später eine größere Erbschaft ansteht oder sonstige Kapitalzuflüsse größeren Umfangs zu erwarten sind, kann ein vorzeitiger Ruhestand finanziell nur gestemmt werden, wenn möglichst frühzeitig mit dem regelmäßigen Vermögensaufbau begonnen wird. Das bedeutet, dass du zunächst einmal einen passenden Sparplan auswählen solltest, in den du regelmäßig einzahlen. Kalkulatorisch muss am Ende der Laufzeit eine meistens sechsstellige Kapitalsumme herausspringen, auf deren Grundlage du dann eine monatliche Auszahlung entnehmen kannst.
Bevor du dich allerdings für einen bestimmten Sparplan entscheidest, solltest du einen Vergleich durchführen und vor allen Dingen wissen, wie viel Geld du monatlich in den gewählten Sparplan einzahlen musst, um später davon das Kapital zu generieren, mit dem du möglichst bis zu deinem Lebensende deinen vorzeitigen Ruhestand finanzieren kannst. Natürlich kannst du dennoch ab dem 67. Lebensjahr die gesetzliche Rente mit einplanen, die dann wie bei jedem, gewöhnlichen Rentner ab diesem Datum gezahlt wird. Das trifft natürlich nur unter der Voraussetzung zu, dass du vorher während deines Arbeitslebens in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt und dementsprechend Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben.
Welche Sparrate ist die richtige für mich?
Um die richtige Sparrate für dein Ziel, nämlich den vorzeitigen Ruhestand, herauszufinden, musst du zuvor einige Überlegungen anstellen. Dazu gehört insbesondere:
- Welches monatliche Einkommen wünsche ich mir ab dem vorzeitigen Ruhestand?
- Wie hoch wird meine gesetzliche Rente später ausfallen?
- Für wie lange sollen die finanziellen Mittel reichen?
- Möchte ich einen verringerten Lebensstandard – im Vergleich zum Arbeitsleben – in Kauf nehmen oder nicht?
- Welche Rendite erziele ich mit meinem gewählten Sparplan?
All diese Fragen musst du beantworten können, um eine realistische, monatliche Sparrate zu ermitteln, die es später im Ruhestand möglich macht, diesen vielleicht schon ab einem Alter von 60 Jahren zu finanzieren. Im Folgenden möchten wir daher kurz Schritt für Schritt durchgehen, welche Zahlen du kennen musst, um darauf basierend die ideal passende Sparrate festzulegen.
Monatliches Budget festlegen
Als Erstes musst du festlegen, über welchen Betrag du Monat für Monat in deinem späteren Ruhestand verfügen können möchtest. Bedenke dabei, dass die gesetzliche Rente erst ab dem Erreichen des 67. Lebensjahres mit einkalkuliert werden kann. Anders ausgedrückt: Zwischen dem 60. und dem 67. Lebensjahr muss das gewünschte Budget ausschließlich aus dem vorhandenen Kapital generiert werden. Für unsere spätere Beispielrechnung nehmen wir an, dass du dir ab dem Eintritt in den Ruhestand ein monatliches Einkommen in Höhe von 2.500 Euro wünscht.
Wie lange soll das Einkommen prinzipiell reichen?
Während die gesetzliche Rente bis an Ihr Lebensende gezahlt wird, trifft dies natürlich nicht auf eine private Altersvorsorge zu. Daher musst du zumindest für die Kalkulation entscheiden, bis zu welchem Alter die finanziellen Mittel fernab der gesetzlichen Rente reichen sollen. Naturgemäß fällt die Beantwortung dieser Frage schwer, weil du nicht wissen kannst, wie lange du lebst und von deinem Einkommen Gebrauch machen musst. Eine Hilfe kann darin bestehen, dass du dich an der durchschnittlichen Lebenserwartung orientierst, die momentan bei rund 80 Jahren liegt. Demzufolge gehen wir für unsere spätere Beispielrechnung davon aus, dass die finanziellen Mittel exakt 20 Jahre reichen sollen, nämlich von Beginn deines vorzeitigen Ruhestandes mit 60 Jahren bis hin zum 80. Lebensjahr.
Mit welcher Rendite kann ich rechnen?
Beim regelmäßigen Vermögensaufbau spielt die Höhe der Rendite eine gravierende Rolle, denn der sogenannte Zinseszins ist beim langfristigen Kapitalaufbau keinesfalls zu unterschätzen. An den Finanzmärkten stehen mehrere Produkte zur Verfügung, die sehr gut zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet, insbesondere:
- Fondssparplan
- Private Rentenversicherung (auch fondsgebunden)
- ETF-Sparplan
- Aktiensparplan
Für unsere Beispielrechnung nehmen wir an, dass du dich für einen ETF-Sparplan entschieden hast und jährlich eine Durchschnittsrendite in Höhe von 5,3 Prozent erzielst.
Welche gesetzliche Rente steht mir zu?
Für die Kalkulation musst du noch eine weitere Zahl kennen, nämlich mit wie viel gesetzlicher Rente du ab deinem 67. Lebensjahr rechnen kannst. Die jährliche Renteninformation hilft in dem Fall nicht unbedingt weiter, weil dort zwar auch die zu erwartenden Rente mit deinem 67. Lebensjahr kalkuliert wird. Allerdings wird in der Berechnung davon ausgehen, dass du auch bis zu deinem 67. Lebensjahr Beiträge in die Rentenkasse zahlen, weil du beschäftigt bist.
Du allerdings möchtest schon ab dem 60. Lebensjahr aufhören zu arbeiten, sodass dir praktisch sieben Jahre Einzahlungen fehlen würden. Daher ist es sinnvoll, dass du dich an einen Rentenberater wendest und exakt kalkulieren lässt, mit welcher gesetzlichen Rente du unter der Voraussetzung später rechnen kannst, dass du nur bis zum 60. Lebensjahr in die Rentenkasse einzahlst.
Beispielrechnung: Ist der vorzeitigen Ruhestand mit 60 Jahren realisierbar?
Gegen Endes unseres Beitrages möchten wir nun anhand einer beispielhaften Rechnung verdeutlichen, ob es tatsächlich ein zu realisierendes Ziel sein kann, schon mit 60 Jahren in den Ruhestand einzutreten und die Zeit bis zum Eintritt ins Regelrentenalter sowie darüber hinaus aus den eigenen, finanziellen Mitteln heraus bestreiten zu können. Grundlage für die Berechnung sind die folgenden Zahlen und Daten:
- Monatlich gewünschtes Budget: 2.500 €
- Gesetzliche Rente ab 67: 1.200 € pro Monat
- Einnahmen sollen reichen für: 20 Jahre
- Benötigte Kapitalsumme insgesamt: 412.800 Euro
- Rendite des Sparvertrages: 5,3 %
- Dauer der Einzahlungen in den Sparvertrag: 30 Jahre
- Monatliche Sparrate: 477,95 Euro
Bei der Berechnung sind wir davon ausgegangen, dass du aktuell 30 Jahre alt bist und demzufolge noch 30 Jahre Zeit hast, bis zum Eintritt in den Ruhestand regelmäßig Geld in den Sparvertrag einzahlen. Auf dieser Grundlage müsstest du ab sofort monatlich knapp 480 Euro aufwenden, um deinen Traum vom vorzeitigen Ruhestand mit 60 Jahren tatsächlich später ohne finanzielle Einbußen oder reduzierten Lebensstandard in die Praxis umsetzen zu können. Nicht einberechnet haben wir ab dem Renteneintritt einer Weiterverzinsung der angesparten Kapitalsumme, da diese in der Regel dann risikoärmer und somit niedriger verzinst angelegt wird.
Monatlicher Sparbeitrag zu hoch: was ist zu tun?
Eventuell kommt bei deiner persönlichen Rechnung heraus, dass du einen monatlichen Sparbeitrag aufwenden musst, den du dir aktuell schlichtweg nicht leisten kannst. Du musst deinen Traum vom vorzeitigen Ruhestand dann allerdings nicht sofort aufgeben, da es mehrere Stellschrauben gibt, um das Ziel doch noch zu erreichen. Dazu zählen in erster Linie:
- Gewünschtes, monatliches Budget ab dem Ruhestand reduzieren
- Sparvertrag mit höherer Rendite suchen
- Eintrittsalter in den Vorruhestand etwas nach hinten schieben, beispielsweise mit 62 Jahren
Es gibt also durchaus einige Optionen, wie du vorzeitig in den Ruhestand gehen kannst und das mit einer für dich persönlich tragbaren Sparrate in der Praxis auch realisieren.