Das bisherige Jahr war zweifellos mit mehreren Krisen bestückt, die sich voraussichtlich im letzten Quartal 2022 zumindest teilweise weiter verschärfen dürften. Damit ist nicht mehr nur die Corona-Pandemie gemeint, die in den Medien momentan kaum beachtet wird. Viel gravierender ist die explodierende Inflationsrate gepaart mit der Energiekrise, die auf ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen ist. Aber selbstverständlich trägt auch der Ukraine-Krieg viel dazu bei, dass zahlreiche Experten einen „harten“ Herbst und Winter sehen. In dieser Situation stellt sich unter anderem auch für Anleger die Frage, welche Investments in solchen Krisenzeiten sinnvoll sein können.
Sehr sichere Geldanlagen oft ohne Inflationsschutz
In derartigen Krisenzeiten ist es bei vielen Anlegern eine Art Reflex, dass sie ihr Geld besonders sicher investieren möchten. Daher wird häufig zu altbewährten Anlageformen begriffen, die ebenfalls als äußerst sicher und risikoarm gelten. Dazu zählen in erster Linie:
- Spareinlagen
- Tagesgeldkonten
- Festgelder
- Bundeswertpapiere
- Geldmarktpapiere
- Sparbriefe
All diese Anlageformen haben ein sehr geringes Risiko und vor allem Spar-, Tages- und Festgeldkonten fallen zudem unter die Einlagensicherung. Das Problem bei diesen Investments ist allerdings, dass die Rendite ausschließlich aus Zinsen besteht und zudem sehr gering ausfällt. Das wiederum führt aufgrund der hohen Inflationsrate dazu, dass du nicht nur kaum einen Ertrag erzielst, sondern sogar momentan reale Kapitalverluste erleidest. Was bedeutet das?
Angenommen, du entscheidest dich dafür, 30.000 Euro auf einem Festgeldkonto zu einem Zins von 1,3 Prozent anzulegen. Das bedeutet zunächst einmal, dass du Zinserträge von 390 Euro im Jahr generierst. Allerdings schreitet mit der Inflation auch die Geldentwertung voran. Bei einer momentanen Inflationsrate von rund acht Prozent heißt das, dass deine 30.000 auf dem Festgeldkonto angelegten Euro in einem Jahr nur noch einen Kaufwert von 27.600 Euro haben. Wenn wir damit den Ertrag in Höhe von 390 Euro verrechnen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass – im Hinblick auf die Kaufkraft – von deinen ehemals 30.000 Euro nur noch 27.990 Euro vorhanden sind. Exakt das ist das Problem, das du bei allen Geldanlagen haben wirst, bei denen du ausschließlich Zinsen als Erträge hast, auch wenn die erwähnten Anlageformen natürlich sehr sicher sind.
Sichere Anlagen mit Inflationsschutz: Gibt es das überhaupt?
Aufgrund der vorangegangenen Ausführungen wäre es natürlich die logische Konsequenz, wenn du dich ganz bewusst nach Anlageformen mit Inflationsschutz umsiehst. Das müssten also zwingend Anlageprodukte sein, bei denen der Ertrag – zumindest nicht nur – aus Zinsen besteht. Das wiederum bedeutet, dass die Rendite sich zum Beispiel aus den folgenden Komponenten zusammensetzt oder alleine besteht:
- Dividenden
- Kursgewinne
- Währungsgewinne
- Umsatz- oder Gewinnbeteiligungen
An dieser Auflistung kannst du bereits erkennen, dass es sich bei den entsprechenden Anlageprodukten sicherlich nicht um so risikoarme Investments handeln kann, wie es zum Beispiel bei Tages- oder Festgeldern der Fall ist. Wenn zum Beispiel von Kurs- oder Währungsgewinnen gesprochen wird, dann ist es auf der anderen Seite nahezu immer so, dass dem höhere Risiken gegenüberstehen. Inflationsgeschützte Anlageformen sind zwar auf der einen Seite sicherlich eine gute Wahl, aber auf der anderen Seite ist es nicht mit einer hohen Sicherheit vereinbar, wenn du dich für die entsprechenden Investment entscheidest. Du musst also tatsächlich ein etwas höheres Risiko in Kauf nehmen, wenn du zumindest eine gute akzeptable Rendite generieren möchtest.
Inflationsgeschützte Sachwertanlagen: Immobilien, Edelmetalle und weitere Sachwerte
Es kommt nicht von ungefähr, dass gerade in den aktuellen Krisenzeiten viele Experten in erster Linie zu sogenannten Sachwertanlagen raten. Diese Empfehlung gibt es bereits verstärkt seit der Corona-Pandemie. Darüber hinaus greifen immer mehr Vermögensverwalter und Beratungen zu dieser Empfehlung, nämlich in Sachwerte zu investieren. Tatsächlich gibt es am Markt klassische Sachwertanlagen, die allesamt einen eingebauten Inflationsschutz besitzen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Immobilien
- Edelmetalle
- Schmuck
- Luxusuhren
- Edelsteine
Diese Liste lässt sich noch weiter fortführen, denn es gibt eine sehr große Anzahl an Sachwerten, die tatsächlich einen Inflationsschutz haben. Am einfachsten ist sicherlich für die meisten Anleger die Sachwertanlage Edelmetalle. Diese hat zum Beispiel den Vorteil, dass du schon ab relativ geringen Kapitaleinsätzen investieren kannst. Wenn du dich zum Beispiel für Gold oder Silber entscheidest, kannst du die entsprechenden Barren oder Münzen oft schon ab unter 100 Euro erwerben. Dementsprechend handelt es sich bei Edelmetallen sogar um eine Sachwertanlage, die dem regelmäßigen Vermögensaufbau dienen kann. Inflationsschutz haben Edelmetalle, Immobilien und andere Sachwertanlagen vor allem deshalb, weil eben der entsprechenden Material- und damit Sachwert hinter der Anlage steht. Zudem gibt es keine Zinsen als Erträge, sondern stattdessen profitieren Anleger von einer möglichst positiven Wertentwicklung der entsprechenden Sachwerte.
Auf der anderen Seite gibt es bei einer Sachwertanlage allerdings auch Nachteile, die du berücksichtigen solltest. Zu nennen ist beispielsweise das nicht unerhebliche Risiko, denn natürlich können die entsprechenden Sachwerte auch vom Preis her fallen. Zudem solltest du dich als Anleger – mit Ausnahme des Investments in Edelmetalle – sehr gut an den entsprechenden Märkten auskennen. Oder kannst du aus dem Stehgreif beurteilen, ob zum Beispiel ein Schmuckstück tatsächlich die geforderten 3.500 Euro wert ist?
Das gilt im Prinzip für fast alle Sachwertanlagen, wie zum Beispiel für das Investment in Oldtimer, Antiquitäten, Kunstwerke oder Luxusuhren. Diese Sachwerte sind also definitiv nicht als Anlage für jedermann geeignet, mit Ausnahme der Edelmetalle und zum Teil Immobilien, zumal du dort auch ein indirektes Investment mittels Aktien, ETFs oder Fonds vornehmen kannst.
Werden die Anlagezinsen bald steigen?
Eine Auswirkung der hohen Inflationsrate zeigt sich mittlerweile seit einigen Monaten am Markt, nämlich die allgemeine Zinswende. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen bereits in der jüngsten Vergangenheit zweimal angehoben, sodass der Leitzins mittlerweile bei über einem Prozent liegt. Die Kreditinstitute haben bereits nachgezogen und ihre Zinsen deutlich erhöht, bisher allerdings vor allem im Finanzierungsbereich. Aber auch bei den Tages- und Festgeldern Zinsen ist eine Trendumkehr zu erkennen, auch wenn die Banken die Zinsen dort noch nicht in großem Umfang erhöht haben.
Insbesondere in den aktuellen Krisenzeiten mit dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und der hohen Inflationsrate, könnten daher tatsächlich in näherer Zukunft wieder die zu Beginn unseres Beitrages erwähnten, äußerst risikoarmen Anlageformen mehr in den Vordergrund rücken. Wenn du zum Beispiel zukünftig auf einem Tagesgeldkonto nicht mehr nur einen Zins von 0,2 Prozent, sondern vielleicht wieder ein oder zwei Prozent erhältst, werden sich definitiv wieder mehr Anleger für diese Form der sicheren Geldanlage – auch in Krisenzeiten – entscheiden.