Beratung der Bank prĂŒfen – Empfehlungen nicht immer komplett neutral

Immer mehr Bankkunden nutzen heutzutage die Möglichkeit, ĂŒber die Webseite ihre BankgeschĂ€fte zu erledigen. Das gilt insbesondere fĂŒr den Zahlungsverkehr, einfache Kredite oder auch die Anlage auf Tages- und Festgeldkonten. DarĂŒber hinaus gibt es allerdings nach wie vor auch solche Kunden, die gerne eine Beratung der Kreditinstitute in Anspruch nehmen möchten. Dabei geht es meistens entweder um umfangreicheren Finanzierungen wie eine Baufinanzierung oder Geldanlagen, die nicht unbedingt mit sehr einfachen und meist festverzinslichen Produkten stattfinden sollen.

Zwar haben noch immer zahlreiche Menschen großes Vertrauen in ihren Bankberater, was sicherlich grĂ¶ĂŸtenteils auch gerechtfertigt ist. Auf der anderen Seite sollte man jedoch stets bedenken, dass zum Beispiel Anlageempfehlungen nicht immer komplett neutral sind und manchmal auch nicht sein können. Exakt auf dieses Problem möchten wir in unserem Beitrag etwas nĂ€her eingehen.

Wann nehmen Kunden noch eine Bankberatung in Anspruch?

GrundsĂ€tzlich kannst du dich natĂŒrlich auch zu der Eröffnung eines Girokontos oder zur Aufnahme eines Ratenkredites beraten lassen. Diese Standardprodukte sind allerdings relativ einfach und transparent, sodass immer mehr Bankkunden dazu ĂŒbergehen, zum Beispiel den Ratenkredit ĂŒber die Webseite der jeweiligen Bank zu beantragen. Eine ausfĂŒhrlichere Beratung kommt – im Vergleich zu frĂŒheren Zeiten – deutlich seltener vor, was sicherlich auch daran liegt, dass es immer weniger GeschĂ€ftsstellen gibt.

Wenn Kunden eine umfangreichere Bankberatung in Anspruch nehmen, ist das meistens aus den folgenden GrĂŒnden der Fall:

  • Beginn des Vermögensaufbaus (regelmĂ€ĂŸiges Sparen)
  • Absicherung (Versicherungen)
  • Kapitalanlage (zum Beispiel in Aktien oder Fonds)
  • Baufinanzierungen
  • Gewerbliche Finanzierungen

Dies sind im Grunde die Hauptthemen, zu denen Banken heutzutage ihre Kunden noch beraten.

Bankberatung sollte grundsÀtzlich objektiv sein

Nahezu alle Kunden haben gewisse Erwartungen an die Bankberatung. Dazu gehört zum Beispiel, dass die jeweiligen Produkte leicht verstĂ€ndlich erklĂ€rt werden. Ferner sollte der Berater auf die Kosten eingehen, auf die Rendite, Risiken nennen und weitere, wichtige Details besprechen. Eine Eigenschaft, die sich ebenfalls insbesondere Anleger von ihrem Bankberater wĂŒnschen, ist eine neutrale, objektive und unabhĂ€ngige Beratung. Es sollte im Fokus stehen, welche Anlageform oder Finanzierung fĂŒr den Kunden am besten ist und nicht, was aus Sicht der Bank den idealen Abschluss darstellt. Exakt an dieser Stelle ist in der Praxis hĂ€ufiger ein Interessenkonflikt zwischen Bankinstitut (ausfĂŒhrend durch den Berater) und dem Kunden zu erkennen. Worin besteht dieser Konflikt?

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Beispiel: Anleger möchte in Aktienfonds investieren

Warum ein Interessenkonflikt zwischen Bank und Kunde entstehen kann und warum es gleichzeitig fĂŒr den jeweiligen Berater manchmal gar nicht möglich ist, vollkommen objektiv und neutral zu beraten, möchten wir am Beispiel Investmentfonds darstellen. Nehmen wir dazu an, dass du grundsĂ€tzlich an einer Anlage in Aktienfonds interessiert bist. Da es allerdings mehrere Hundert dieser Fonds am Markt gibt, wĂŒrdest du gern eine Beratung durch die Bank in Anspruch nehmen.

Die erste HĂŒrde besteht oft darin, dass Banken nicht alle am Markt erhĂ€ltlichen Fonds vertreiben, sondern hĂ€ufig nur mit bestimmten Fondsgesellschaften zusammenarbeiten. In diesem Fall gibt es also eine eingeschrĂ€nkte Auswahl an Fonds, sodass der Kunde nicht auf alle am Markt prĂ€senten Aktienfonds zugreifen kann. Zumindest dann nicht, wenn der Bankberater – was sicherlich hĂ€ufiger vorkommt – derjenigen Fonds prĂ€feriert, bei denen die Bank mit der Fondsgesellschaft kooperiert.

Ein weiterer Interessenkonflikt kann darin bestehen, dass die Bank fĂŒr den Verkauf bestimmter Fonds eine höhere Provision als bei anderen Aktienfonds erhĂ€lt. In dem Fall ist es definitiv nicht auszuschließen, dass der jeweilige Berater vornehmlich solche Aktienfonds empfiehlt, bei denen die Provision fĂŒr die Bank – vielleicht auch fĂŒr ihn – besonders hoch ausfĂ€llt. Das Problem fĂŒr Kunden ist, dass diese in aller Regel gar nicht erkennen können, warum der Berater welche Fonds (zum Beispiel) aus welchen GrĂŒnden empfiehlt.

Kritik: Anlageziele und Anlegertyp nicht ausfĂŒhrlich festgehalten

Immer wieder kommen Untersuchungen, beispielsweise seitens der Stiftung Warentest (Finanztest) zu dem Ergebnis, dass nicht wenige Banken eine maximal ausreichende, manchmal sogar mangelhafte Beratung durchfĂŒhren. Dies ist ein weiterer Grund, warum du als Kunde bei einer Bankberatung durchaus kritisch prĂŒfen solltest, ob zum Beispiel die AnlagevorschlĂ€ge wirklich fĂŒr dich die beste Lösung darstellt. Die GrĂŒnde fĂŒr eine nicht gute Beratung sind vielfĂ€ltig, wie zum Beispiel:

  • Mangelndes Fachwissen
  • Berater nicht auf dem neuesten Stand
  • Bestimmte Produkte werden von vornherein bevorzugt
  • Anlegertyp wird nicht genug festgehalten
  • Anlageziele werden nicht erfragt

Bei den zwei zuletzt genannten Punkten kann es besonders hĂ€ufig zu Fehlern kommen, wenn nĂ€mlich weder Anlageziel noch Anlegertyp festgehalten werden. Nur wenn der Bankberater weiß, ob es sich zum Beispiel eher um einen sicherheits- oder chancenorientierten Anleger handelt, kann er die passenden Anlageprodukte vorschlagen. Ebenfalls muss er wissen, welches Ziel der Kunde mit der Geldanlage oder dem Vermögensaufbau verfolgt, um anschließend ebenfalls darauf ausgerichtet die besten Finanzprodukte vorschlagen zu können.

Die QualitĂ€t einer Beratung lĂ€sst sich demzufolge unter anderem daran festmachen, ob dich der Bankmitarbeiter viel fragt und sich dementsprechend zu deinen Antworten Notizen macht. Wird hingegen ohne vorherige Befragung direkt ein Produkt angeboten, solltest du nicht nur besonders kritisch sein, sondern entweder gezielte Nachfragen stellen oder dfich besser fĂŒr ein anderes Kreditinstitut entscheiden.

Honorarberatung und selbst informieren als Empfehlungen

NatĂŒrlich bist du der Bankberatung nicht hilflos ausgeliefert, sondern du hast jederzeit die Möglichkeit, dich zu bestimmten Anlageformen oder Finanzierungen selbst zu informieren. Insbesondere ĂŒber das Internet gibt es heutzutage unzĂ€hlige Optionen, wie du kostenfrei Informationen zu nahezu allen Bankprodukten findest. Um der Gefahr einer nicht ganz unabhĂ€ngigen bzw. nicht objektiven Beratung zu entgehen, weil der Bankberater vielleicht Produkte bestimmter Kooperationspartner bevorzugt, bietet sich die sogenannte Honorarberatung als mögliche Alternative an.

In dem Fall erhĂ€lt die Bank oder der Bankberater nĂ€mlich keine verkaufsabhĂ€ngige Provision fĂŒr bestimmte Produkte, sondern seitens des Kunden ein festes Honorar. Die Honorarberatung sieht also beispielsweise so aus, dass du fĂŒr eine zweistĂŒndige Beratung pauschal 50 Euro bezahlst. Dann jedoch kann der Bankberater tatsĂ€chlich absolut neutral und objektiv beraten, weil er eben keine zusĂ€tzlichen Einnahmen durch Provisionen bestimmter Kooperationspartner erhĂ€lt.

Tipp: Erst informieren, dann beraten lassen

GrundsĂ€tzlich ist es sicherlich ein guter Tipp, wenn du dich zu dem Thema, zu dem du dich anschließend in der Bank beraten lassen möchtest, vorab selbst informierst. Geht es zum Beispiel um die Absicherung fĂŒr BerufsanfĂ€nger, wĂ€re es sinnvoll, dass du dch im Internet zuerst informierst, welche Versicherungsarten fĂŒr dich persönlich sinnvoll sind. Dann lĂ€ufst du in der anschließenden Beratung durch die Bank oder auch einer Versicherungsgesellschaft nicht Gefahr, dass dir Versicherungen empfohlen werden, die du im Grunde gar nicht benötigst. Ähnliches funktioniert natĂŒrlich ebenfalls im Anlage- oder Finanzierungsbereich.

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