Das Problem der Rentenarmut findet heutzutage immer mehr Aufmerksamkeit. Alles wird teurer, die Inflationsrate steigt und die Menschen werden immer ärmer. So geht es auch den Rentnern in Deutschland. Oftmals arbeiten die Menschen mehrere Jahrzehnte, bis zu einem halben Jahrhundert und erhalten gerade einmal genug Rente, damit sie überleben können. Nicht selten sind Rentner dazu gezwungen, im hohen Alter noch einen Nebenjob anzunehmen oder sogar ganz auszuwandern. Diese Zustände gibt es, obwohl Deutschland mit zu den reichsten Ländern dieser Welt gehört. Wie das deutsche Rentensystem funktioniert, wie das Rentensystem in anderen reichen Ländern funktioniert und welche Länder das beste System haben, erklären wir im Folgenden Beitrag.
Das Rentensystem in Deutschland
Im Grunde beruht das deutsche Rentensystem auf drei Pfeilern, weshalb man vom Drei-Säulen-System spricht. Zu den drei Säulen gehören die Basisversorgung, die kapitalgedeckte, betriebliche Zusatzversorgung und die kapitalgedeckte private Zusatzversorgung. Der Unterschied zwischen den beiden kapitalgedeckten Modellen liegt darin, ob der Arbeitgeber sich beteiligt oder nicht. Die betriebliche Altersvorsorge ist durch die gesplittete Beteiligung gekennzeichnet. Sowohl der Arbeitgeber, als auch der Arbeitnehmer leisten einen Beitrag. Bei der privaten Altersvorsorge ist es so, dass der Staat sich an der Vorsorge der Privatperson beteiligt. Dies geschieht in Form der Riester-Rente oder der Rürup-Rente.
Kapitalgedeckte Rentenversicherung
Kapitalgedeckt bedeutet im Grunde genommen nur, dass man selbst mit den gezahlten Beiträgen für die eigene Rente vorsorgt. Die spätere Rente wird somit über einen selbst aufgebauten Kapitalstock finanziert. Hierbei gibt es verschiedene Varianten. Entweder können die Beiträge sicherheitsorientiert mit einer Garantierente über Versicherer angelegt werden oder man entscheidet sich für eine Vorsorgeform, welche auf Fonds basiert. Diese auf Fonds basierende Vorsorgeform ist renditeorientiert und bietet im Endeffekt etwas weniger Sicherheiten.
Das Umlageverfahren
Beim Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung wird kein direktes Polster für die spätere Rente aufgebaut. Vielmehr erwerben die Beitragszahler einen Anspruch auf eine Rente. Dieser Anspruch wird durch die Beiträge finanziert, die die Arbeitnehmer einzahlen.
Die Rentenhöhe in Deutschland
Wie hoch der Rentenanspruch in Deutschland ist, hängt immer von den eingezahlten Beiträgen und dem Durchschnittsverdienst der jeweiligen Jahre ab. Die in Relation gesetzten Werte werden in Relation gesetzt und in sogenannte Rentenpunkte umgerechnet. Liegt das Einkommen dann genau auf der Höhe des Durchschnittsverdiensts, erhält man einen Entgelt- oder Rentenpunkt. Verdient man eventuell doch mehr oder weniger Geld, werden einem am Ende mehr oder auch weniger Punkte gutgeschrieben. Tritt man dann in das Rentenalter und die Rente beginnt, werden die errechneten Punkte mit dem jeweils aktuellen Rentenwert multipliziert. Die daraus resultierende Summe ergibt, im Zusammenhang mit weiteren Faktoren, die Bruttorente.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle
Natürlich bringt jedes Modell für sich Vor- und Nachteile mit sich, die entweder für oder gegen das Modell sprechen.
Umlageverfahren
Dadurch, dass das Geld hier langfristig angelegt wird, verliert es seinen Wert durch eine Inflation nicht unbedingt. Zudem ist durch den solidarisch ausgerichteten Beitragssatz gewährleistet, dass jeder – im Verhältnis zu seinen finanziellen Möglichkeiten – gleich viel leistet. Verliert man seinen Job, bekommt man Kinder oder muss man Angehörige pflegen und verringert sich dadurch das Einkommen, wirkt sich das nicht unbedingt eins zu eins auf die Höhe der Rente aus.
Auf der anderen Seite können durch die fehlende Anlage in Fonds oder ähnliches keine Kapitalerträge erzielt werden. Diese Altersrente profitiert nicht von wachsenden Kursen am Kapitalmarkt. Ebenso spielt der demografische Wandel eine große Rolle und macht die gesetzliche Rente davon abhängig. Genauso verhält es sich mit konjunkturellen Schwankungen. Sobald weniger Menschen – beispielsweise aufgrund einer Wirtschaftskrise – arbeiten, fließen automatisch weniger Beiträge in die Rentenkasse.
Vorteile:
- Geld verliert durch langfristige Anlegung nicht an Wert.
- Durch prozentualen Beitragssatz ist das Verfahren solidarisch ausgerichtet. So leistet jeder gleich viel – im Verhältnis zu den finanziellen Möglichkeiten.
- Ein Jobverlust, Kindern oder einer notwendigen Pflege von Angehörigen und einem damit verbundenem, geringeren Einkommen wirkt sich nicht eins zu eins auf die Höhe der Rente aus.
Nachteile:
- Keine Kapitalerträge, da diese Beiträge nicht in Fonds oder ähnliches angelegt werden.
- Der demografische Wandel hat einen großen Einfluss.
- Ebenso haben konjunkturelle Schwankungen einen großen Einfluss.
Kapitaldeckungsverfahren
Entscheiden sich Menschen für dieses System, sind die Sparer unabhängig von den Einzahlungen anderer Generationen, denn die Sparer selbst sorgen für die später anfallenden Beträge. Dadurch, dass die Beiträge im Kapitalmarkt investiert werden, sind hohe Erträge und Renditen keine Seltenheit und durchaus im Möglichen.
Demgegenüber steht zum Beispiel der Nachteil, dass die kapitalgedeckten Verfahren von Kapital- und Finanzmarktentwicklungen abhängig sind. Im Falle eines Börsencrashes ist es möglich, dass die Sparer viel Geld verlieren, das sie zuvor hart erarbeiteten. Außerdem verringert sich der Rentenanspruch, sobald sich aufgrund eines verringerten Einkommens die monatliche Beitragshöhe reduziert.
Zusammengefasst lässt sich also feststellen, dass beide Systeme ihre Vor- und Nachteile haben und, dass man sich genauestens überlegen sollte, wofür man sich entscheidet. Mittlerweile sind auch die Menschen in der Bevölkerung gespalten und wünschen sich größtenteils eine Reformierung und Neuerung des Rentensystems in Deutschland. Gerade das Stichwort Rentenarmut hört man oft in den Nachrichten und im Alltag. Dies ist ein Thema, mit immer weiterwachsender Relevanz.
Die Rentensysteme in anderen reichen Ländern dieser Erde
Nicht nur Deutschland hat ein Rentensystem, das den Rentnern einen gewissen Lebensstandard gewährleisten soll. Auch in den übrigen, reichen Ländern dieser Welt gibt es unterschiedliche Rentensysteme, die genau dasselbe gewährleisten sollen.
Luxemburg
Man mag sich bei der Frage, welches das reichste Land der Welt ist, nicht unbedingt an Luxemburg denken. Dennoch gilt Luxemburg mit als das reichste Land der Welt. Es ist als Lieblingsort für Steuerflüchtlinge bekannt, gerade weil man bei den Banken Konten einrichten kann, wenn man sich außerhalb des Landes befindet.
In Luxemburg tritt man mit 65 Jahren in das Rentenalter ein – vorausgesetzt es können 120 Monate Versicherungsverlauf nachgewiesen werden. Schafft es eine versicherte Person, eine Anwartschaftszeit von 480 Monaten Pflichtversicherungszeit nachzuweisen, kann die Altersrente in einem Alter von 57 Jahren in Anspruch genommen werden. Die Höhe der Rente richtet sich nach der Anzahl der Jahre, in denen der Versicherte die Beiträge gezahlt hat und außerdem nach der Höhe der beitragspflichtigen Einkünfte. Wenn man die Anwartschaftszeit von 40 Jahren erreicht, soll die Rente mindestens 90 Prozent des ermittelten Referenzbetrages betragen.
In Luxemburg profitieren viele der Arbeitnehmer sogar von einem vom Arbeitgeber angebotenem Pensionsplan. Trotz des Umstands, dass die Leistung fakultativ ist, bildet dieser Plan die zweite Säule des Rentensystems in Luxemburg. Dem Arbeitgeber steht es frei, die Finanzierung intern oder extern, bei Versicherungsgesellschaften oder mit Hilfe eines Pensionsfonds, zu finanzieren. Dadurch, dass die Arbeitgeber solch eine Leistung anbieten, haben sie es natürlich einfacher Mitarbeiter anzuwerben bzw. zu halten. Und es ist eine denkbare Alternative zu einer Gehaltserhöhung. Je nachdem, wie der Plan ausgestaltet ist, können die Mitarbeiter steuerlich abzugsfähige und persönliche Beitrag, zusätzlich zu der zusätzlichen Rente leisten.
Singapur
Singapur ist ein Land, das einem bei der Frage nach dem reichsten Land der Welte, wohl eher in den Sinn kommen dürfte. Dieses Land ist ebenfalls für die Vorteile bei der Steuervermeidung bekannt. Kapitalgewinne und Dividenden sind auf dem Inselstaat steuerfrei. Aus diesem Grund versuchen viele reiche Menschen, wie zum Beispiel der Mitbegründer von Facebook Eduardo Sverin, ihr Geld dorthin zu kriegen.
In Singapur gibt es nur ein staatlich verpflichtendes Rentensystem und zwar den CPF. Alle Bewohner der Insel sind dazu verpflichtet, in den CPF einzuzahlen. Dieses System erlaubt es den Menschen, einen Teil des im CPF Gespartem für Dinge, wie einen Hauskauf oder für eventuell notwendige medizinische Versorgung zu nutzen. Ein Nachteil an diesem System ist, dass viele Singapurer aus dem System ausgeschlossen werden. Dies liegt daran, dass sie außerhalb des Staates wohnen und lediglich Pendler sind.
Die Niederlande
Zwar sind die Niederlande nicht unbedingt das reichste Land der Welt, dennoch hat es eines der besten Rentensysteme der Welt (Stand 03.04.2021; Quelle: Focus). Im Vergleich zu Deutschland, erhalten die Bürger in den Niederlanden mehr Rente.
Die Bürger dort haben mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres den Anspruch auf eine Grundrente, die das Existenzminimum abdecken soll. Egal, ob Beiträge gezahlt wurden oder nicht – die Bürger erhalten 45 Prozent des Durchschnittlohns und es sind mindestens 70 Prozent des Nettolohns bei alleinstehenden Menschen. Mit jedem Berufsjahr wird die dortige AOW-Pension um weitere zwei Prozent aufgebaut. Für jedes Versicherungsjahr, in dem Personen zwischen 15 und 65 Jahren nicht durchgängig versichert waren, werden wiederum zwei Prozent der Rente abgezogen.
Auch in den Niederlanden gibt es so gesehen drei Säulen im Rentensystem. Die Grundrente, welche in maximal 50 Jahren aufgebaut ist, ist die erste Säule. Zu dieser Säule kommen die Zusatzrentenversicherung als zweite Säule und die private Altersvorsorge als dritte Säule hinzu. Die zweite Säule ist nur für Arbeitnehmer zugänglich. Die Niederländer selbst bezeichnen das Modell auch als „Cappuccinomodell“, denn der Kaffee ist die Grundrente, das Sahnehäubchen ist die Zusatzrentenversicherung und die dritte Altersvorsorge sind so gesehen die Schokostreusel.
Die Grundrente wird in den Niederlanden aus den Beiträgen der Versicherten finanziert. Der Staatszuschuss ist lediglich ein kleiner Teil. Wenn die Arbeitnehmer 60 Jahre alt sind, können erwerbstätige Arbeitnehmer mit der Grundrente zusammen eine Versorgung aufbauen, die insgesamt 70 Prozent beträgt. Dadurch, dass die Arbeitnehmer auch mit über 60 Jahren im Arbeitsprozess haltbar sind, können sie es unter Umständen schaffen eine Rente von 100 Prozent aufzubauen.
Skandinavische Länder – Bsp. Schweden
In solch einem Beitrag darf ein Land, wie Schweden natürlich nicht fehlen. Im allgemeinen Sprachgebrauch gelten vor allem die Länder wie Schweden und Norwegen als wohlhabend und sie sind nicht nur mit Hinblick auf die schönen Landschaften besonders attraktiv, sondern auch in Sachen Wohlstand scheinen sie viel Aufmerksamkeit zu generieren.
Auch das Rentensystem in Schweden stützt sich auf drei verschiedene Säulen. Die staatliche Regelaltersrente, die Betriebsrente vom Arbeitgeber und mögliche private Ansparungen stellen die Säulen dar. Die Höhe der später anfallenden Rente hängt vom Einkommen der jeweiligen Person, über das Arbeitsleben hinweg, ab. Solang man also arbeiten geht und dementsprechend die Steuern zahlt, spart man auf die Altersrente. Zuschläge erhalten die Menschen in Schweden auf die ersten vier Lebensjahre ihrer Kinder und das unabhängig von der Elternzeitlänge. Besonders erwähnenswert ist es, dass man in Schweden selbst dann Ausgleichsleistungen für die Rente erhält, wenn man in Elternzeit ist, mit staatlicher Unterstützung studiert, den Pflichtdienst leistet oder sogar Arbeitslosengeld bezieht. Umso später die Schweden in Rente gehen und umso mehr sie während des Arbeitslebens verdienten, desto höher wird der monatlich ausgezahlte Rentenbeitrag. Berechnet wird die Rente von der schwedischen Rentenbehörde. Die Rente setzt sich aus der einkommensbasierten Rente, der Prämienrente und der Garantierente zusammen.
Die Einkommensbasierte Rente
Jedes einzelne Jahr werden 16 Prozent des Einkommens und auch anderer Einkünfte, die steuerpflichtig sind, zu der einkommensbasierten Rente gerechnet. Das sogenannte rentenfähige Einkommen, kann theoretisch aus verschiedenen Einkunftsarten bestehen. Diese Einkunftsart können Einkünfte aus gewerblichen und freiberuflichen Tätigkeiten, aus Elterngeld, Arbeitslosengeld oder Krankengeld sein.
Prämienrente
Jedes Arbeitsjahr wird immerhin 2,5 Prozent des Einkommens, welches rentenfähig ist, der Prämienrente hinzugerechnet. Die Arbeitnehmer können selber wählen, ob das Geld in einen bestimmten, selbst ausgesuchten, Fonds angelegt werden soll oder ob es in einem staatlich ausgewählten Fonds, dem AP7 Safa, angelegt wird.
Garantierente
Der Anspruch auf Garantierente kann bestehen, selbst wenn man im Laufe des Lebens gar nicht erst arbeitete oder auch nur ein geringes Einkommen hatte. Diese Rente soll die grundlegende Sicherung des Lebensstandards sein, wird anhand der Höhe der einkommensbasierten Rente und an der Ansässigkeitsdauer in Schweden und unter Beachtung des Familienstands berechnet.
Fazit
Die Rentensysteme sind überall auf der Welt verschieden. Aber gerade in den reichsten Ländern der Welt wird versucht, den Rentnern einen gewissen Lebensstandard zu gewährleisten. Während unser direktes Nachbarland – die Niederlande – mit das beste Rentensystem hat, hängt Deutschland hinterher und ordnet sich eher im unteren Mittelfeld ein. Insgesamt ist auffällig, dass es für die Rentner in Deutschland zunehmend schwerer wird, den Lebensunterhalt verlässlich abzudecken. Gerade in Zeiten einer hohen Inflation und immer stärker ansteigenden Preisen, muss gewährleistet werden, dass Rentner ein ruhiges und angenehmes Leben leben können. Der Staat muss in dieser Hinsicht deutlich nachbessern. Für Menschen, die sich nicht ausschließlich auf den Staat verlassen wollen, kann es sich lohnen alternativ für die Rente zu sparen. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das Anlegen in Fonds und die betriebliche Altersvorsorge sind die am häufigsten genutzten Vorsorgemöglichkeiten. Durch anfallende Renditen, die über die Jahre immer wieder investiert werden, bessert man seine Rente, im besten Fall, immens auf.