5 Börsenweisheiten im Test – was stimmt wirklich?

Insbesondere zum Börsengeschehen gibt es zahlreiche Zitate Prominenter und sogenannte Weisheiten, an denen sich nicht wenige Anleger orientieren. Nicht selten werden die sogenannten Börsenweisheiten allerdings nicht kritisch hinterfragt, sondern Marktakteure verlassen sich nahezu blind auf die entsprechenden Börsenregeln. Deshalb möchten wir einige der bekanntesten Börsenweisheiten einem Test unterziehen und darauf eingehen, ob die entsprechenden Regeln tatsächlich stimmen und auch heute noch gelten.

Weisheit 1: Buy and Hold – Aktien kaufen und (langfristig) halten

Eine der bekanntesten Börsenstrategien und gleichzeitige Börsenweisheit lautet „Buy and Hold“, also Aktien kaufen und dann über einen längerfristigen Zeitraum hinweg halten. Diese Börsenregel stammt – etwas abgewandelt – von dem bekannten Börsenguru Andre Kostolany. Er wird meistens damit zitiert, dass man Aktien kaufen sollte, eine Schlaftablette nehmen dann viele Jahre nicht mehr ins Depot schauen sollte.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn es kommt durchaus darauf an, in welche Aktien du investierst und ob du eine Diversifikation vornimmst. Für ETFs zum Beispiel gilt die Börsenweisheit durchaus, denn dort ist es meistens so, dass Verluste nur vorübergehend sind, du aber langfristig einen guten Ertrag erzielst. Wenn du allerdings in einzelne Aktien investierst, und zwar nicht unbedingt in Standardwerte, kann es definitiv sinnvoll sein, sich die Entwicklung nach und nach anzusehen, um eventuell rechtzeitig reagieren zu können.

Bewertung: Börsenweisheit stimmt bedingt

Weisheit 2: Sell in May – Verkaufe im Mai

Eine ebenfalls bekannte Börsenweisheit lautet „Sell in May“. Das bedeutet, dass Anleger Aktien im Monat Mai verkaufen sollten. Der Grund besteht darin, dass es historisch bedingt so sein soll, dass die Aktienkurse insbesondere im Sommer, nämlich zwischen Mai und September, häufiger etwas fallen. Grundsätzlich stimmt diese Aussage zwar, denn tatsächlich sind die Aktienkurse – im Durchschnitt betrachtet – im Sommer auf einem etwas niedrigeren Niveau als im restlichen Jahr.

Auf der anderen Seite ist die Entwicklung auch in den Sommermonaten dennoch positiv. Es ist also keineswegs so, dass von Mai bis September Verluste entstehen, sondern stattdessen sind durchschnittlich betrachtet die Gewinne nicht ganz so groß, wie es zum Beispiel im Herbst oder Winter der Fall ist. Insbesondere beim regelmäßig Sparen gilt auch hier, dass es keinen Anlass gibt, zum Beispiel Aktienfonds oder ETFs tatsächlich im Mai zu veräußern.

Bewertung: Börsenweisheit stimmt bedingt

Weisheit 3: Nicht alle Eier in einen Korb legen – Die Diversifikation

Eine Börsenweisheit, die definitiv auch heute noch zu 100 Prozent stimmig ist, lautet: „Nicht alle Eier in einen Korb legen“. Damit ist schlichtweg gemeint, dass Anleger zum Beispiel nicht ihr gesamtes Kapital in nur eine Aktie investieren sollten. Stattdessen lautet das Zauberwort: Diversifikation. Damit ist die Verteilung des Kapitals auf mehrere Anlageformen oder zumindest Wertpapiere gemeint, beispielsweise auf fünf oder mehr verschiedene Aktientitel.

Aus einer solchen Diversifikation resultiert, dass zum einen das Gesamtrisiko des Depots geringer ist. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass mit einer solchen Diversifikation auch im Durchschnitt betrachtet eine etwas bessere Rendite als ohne Aufteilung des Kapitals erzielt werden kann. Wer zum Beispiel in Aktienfonds oder auch ETFs investiert, der nutzt faktisch eine automatische Diversifikation, da die Fondsgesellschaft selbst in viele, unterschiedliche Aktien investiert.

Bewertung: Börsenweisheit trifft zu

Weisheit 4: Hin und her macht Taschen leer – Nicht zu oft handeln

Mit der Börsenweisheit „Hin und her macht Taschen“ ist gemeint, dass du Aktien oder Fonds nicht zu oft kaufen und verkaufen solltest. Die Taschen sind auf Grundlage dieser Regel deshalb leer, weil für jeden Kauf und Verkauf entsprechende Ordergebühren anfallen. Die Transaktionskosten wirken sich allerdings in erster Linie bei einem relativ geringen Ordervolumen negativ auf die Rendite aus.

Wenn du allerdings beispielsweise mit einem Gegenwert von 10.000 Euro oder mehr handeln, macht es normalerweise kaum etwas aus, wenn du dann einmal oder zweimal Ordergebühren von beispielsweise neun Euro zahlst. Es kommt also auch bei dieser Börsenweisheit vor allem darauf an, wie häufig du handelst, welche Werte und wie hoch die durch Kauf und Verkauf resultierende Rendite ausfällt.

Bewertung: Börsenweisheit stimmt bedingt

Weisheit 5: Dividenden sind die neuen Zinsen

Eine nicht ganz so bekannte Börsenweisheit bezieht sich auf die Dividenden, also die Ausschüttung der Gewinne bei Aktien an die Aktionäre. Dahinter steckt der Gedanke, dass Anleger beim Investment an der Börse vor allem sogenannte Dividendentitel bevorzugen sollten. Das wiederum sind Aktienwerte, die sich in der Vergangenheit durch eine kontinuierliche Dividende und häufig ebenso durch eine überdurchschnittliche Dividendenrendite auszeichnen konnten. Der Schwerpunkt der Anlageentscheidung liegt also eindeutig darauf, solche Aktientitel zu wählen, die als dividendenstarke Aktienwerte zu bezeichnen sind.

Diese Börsenweisheit ist vor allem deshalb kritisch zu betrachten, weil meistens die Kursgewinne einen deutlich höheren Anteil am Gesamtertrag als die Dividenden haben. Wenn Anleger also tatsächlich nur auf die Dividenden schauen und nicht die vergangene Entwicklung der Kurse sehen, kann das dazu führen, dass Renditen verschenkt werden. Darüber hinaus ist es selbst bei in der Vergangenheit kontinuierlichen Dividendenzahlungen nie garantiert, dass die Aktiengesellschaft auch in den nächsten Jahren überhaupt eine oder zumindest eine gleichbleibende Dividende ausschütten wird. Dividendentitel sind zwar im Hinblick auf die Dividendenrendite attraktiv, aber wenn mögliche Kursgewinne außen vor bleiben, ist auch diese Börsenweisheit eher differenziert zu betrachten:

Bewertung: Börsenweisheit stimmt bedingt

Börsenweisheiten immer individuell betrachten

Die Lehre aus den zuvor aufgeführten Börsenweisheiten ist insgesamt betrachtet, dass die entsprechenden Sprüche und Regeln oft nur bedingt heute noch korrekt sind. In den meisten Fällen hängt es von mehreren Faktoren ab, ob die entsprechende Börsenweisheit in der Praxis so anzuwenden ist. Hier kommt es beispielsweise auf die Anlageziele an, ob ein längeres Halten der Aktienwerte sinnvoll ist oder doch trotz der Börsenweisheit „Hin und her macht Taschen leer“ mit gesteigerten Handelsaktivitäten eine gute Rendite zu erzielen ist.

Zudem solltest du bei den Börsenweisheiten beachten, dass diese oft Jahrzehnte zurückliegen. Mittlerweile gab es an den Aktienmärkten zahlreiche Veränderungen, sodass zum Beispiel eine in 1990 noch geltende Börsenregel heute schon deutlich überholt sein kann. Trotzdem ist es natürlich nicht nachteilig, sich mit den entsprechenden Börsenregeln zu beschäftigen. Du solltest lediglich stets kritisch hinterfragen, ob die entsprechende Börsenweisheit auf deine Anlageziele passt und in der heutigen Zeit noch den neueren Erkenntnissen der Analysten und Experten entspricht.

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