Fremdwährungsdarlehen in der Baufinanzierung – eine gute Option?

Im Rahmen der Baufinanzierung nutzen die meisten Kreditnehmer in erster Linie ein Annuitätendarlehen, welches in den meisten Fällen zwischen 60 bis 100 Prozent der gesamten Finanzierung ausmacht. Zwar gibt es noch andere Darlehensarten, wie zum Beispiel ein Tilgungsdarlehen oder auch manche KfW-Förderdarlehen. Allerdings sind diese bei zahlreichen Kreditnehmern nicht bekannt. Eine weitere Option, welche im Zuge der Baufinanzierung eingesetzt werden kann, ist das Fremdwährungsdarlehen.

Doch handelt es sich dabei wirklich um eine gute und sinnvolle Finanzierungsalternative für viele Kreditnehmer? Dieser Frage möchten wir in unserem Beitrag nachgehen und vor allem darauf eingehen, worum es sich bei einem Währungskredit handelt, wie das Fremdwährungsdarlehen funktioniert, welche Vor- und Nachteile existieren und unter welchen Voraussetzungen es sich tatsächlich um eine sinnvolle Ergänzung im Zuge einer Baufinanzierung handeln kann.

Was ist ein Fremdwährungsdarlehen?

Wie du an der Bezeichnung bereits ableiten kannst, handelt es sich beim Fremdwährungsdarlehen um einen Kredit, der – aus deiner Sicht als Kreditnehmer – in einer ausländischen Währung vergeben wird. Dieses Darlehen wird von der Bank also nicht in Euro ausgezahlt, sondern beispielsweise in US-Dollar oder in Schweizer Franken. Die gängigsten Währungen, die bei einem Fremdwährungskredit zum Einsatz kommen, sind:

  • US-Dollar
  • Britisches Pfund
  • Norwegische Kronen
  • Schweizer Franken
  • Japanischer Yen
  • Dänische Kronen

Das wesentliche Merkmal eines Fremdwährungskredites besteht darin, dass sowohl die Auszahlung als auch die Rückzahlung später in einer fremden Währung stattfinden. Natürlich wird zwischendurch der entsprechenden Darlehensbetrag in Euro umgerechnet, sodass du letztendlich den Kredit auch von deinem Girokonto in Euro zur Auszahlung erhältst. Meistens muss auch die Zinszahlung in der fremden Währung erfolgen, manchmal allerdings gilt alternativ auch, dass die Zinsen in Euro gezahlt werden. Fremdwährungskredite eignen sich deshalb gut zur Baufinanzierung, weil es sich um eher langfristige Darlehen von zehn Jahren und länger handelt.

Wie funktioniert ein Fremdwährungsdarlehen?

Im Hinblick auf die Funktionsweise haben Fremdwährungskredite einige Gemeinsamkeiten mit gewöhnlichen Immobiliendarlehen und auch Ratenkrediten. Das bedeutet, dass im ersten Schritt die gewünschte Darlehenssumme ausgezahlt wird. In dem Fall in einer fremden Währung. Diese wird dann von deiner Hausbank umgerechnet, sodass letztendlich auf dem Girokonto eine Transaktion in Euro stattfindet. Im weiteren Verlauf gibt es allerdings einen großen Unterschied zu den gewöhnlichen Immobilienkrediten. Dieser besteht darin, dass beim Fremdwährungskredit meistens während der Laufzeit nur die Zinsen zu zahlen sind, jedoch keine Tilgung vorgenommen wird. Der Grund ist, dass Währungskredite für gewöhnlich in den Bereich des sogenannten endfälligen Darlehen fallen. Das wiederum bedeutet, dass die gesamte Tilgung des Fremdwährungskredites am Laufzeitende in einer Summe erfolgen muss.

Exakt diese Konstruktion ist bei Fremdwährungskrediten überhaupt erst die Grundlage dafür, dass sich viele Kreditnehmer für diese Finanzierungsvariante entscheiden. Es gibt auf diese Weise nämlich die Möglichkeit, Währungsgewinne zu erzielen. Das wäre unter der Voraussetzung der Fall, dass sich der Kurs der fremden Währung zwischen Aufnahme des Kredites und Rückzahlung gegenüber dem Euro aus Sicht des Kreditnehmers in positiver Art und Weise verändert. Dann muss der Darlehensnehmer bei Fälligkeit weniger Geld (in Euro gerechnet) zurückzahlen, als er bei Abschluss des Fremdwährungskredites erhalten hat. Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch die Gefahr, dass Währungsverluste entstehen. Das wiederum wäre der Fall, wenn sich der entsprechende Devisenkurs in die aus Sicht des Kreditnehmers falsche Richtung entwickelt.

Wann entstehen Währungsgewinne und wann Währungsverluste?

Eine der entscheidenden Fragen bei Fremdwährungskrediten besteht darin, ob der Kreditnehmer letztendlich Währungsgewinne erzielen kann oder einen Währungsverlust erleidet. Abhängig ist die Antwort auf diese Frage davon, wie sich der entsprechende Devisenkurs entwickelt. Entscheidend ist dabei der Zeitraum zwischen der Auszahlung der Darlehenssumme und der Fälligkeit des Fremdwährungskredites. In welche Richtung aber muss sich der Devisenkurs nun entwickeln, damit der Darlehensnehmer einen Währungsgewinn erzielen kann?

Im Grunde ist es relativ einfach: Immer dann, wenn die ausländische Währung am Laufzeitende, also bei Tilgung des Fremdwährungskredites, schwächer als beim Abschuss des Fremdwährungsdarlehens ist, kann der Kreditnehmer einen Währungsgewinn verbuchen. Er muss dann nämlich – in Euro gerechnet – weniger Kapital zurückzahlen, als er bei Aufnahme des Kredites erhalten hat. Tritt hingegen die gegenteilige Entwicklung ein, ist die Fremdwährung also gegenüber dem Euro stärker geworden, würden demzufolge Währungsverluste entstehen. Diese Theorie möchten wir gerne anhand des folgenden Beispiels aus der Praxis verdeutlichen.

Beispiel für Währungsgewinne bei einem Fremdwährungsdarlehen

In unserem Beispiel gehen wir zunächst von den folgenden Daten und Zahlen aus:

  • Fremdwährungsdarlehen in US-Dollar: 200.000
  • Gegenwert in Euro (bei Darlehensauszahlung): 173.913
  • Devisenkurs: 1,15 Dollar / Euro
  • Devisenkurs bei Fälligkeit des Währungskredites: 1,27 Dollar / Euro
  • Rückzahlungssumme in Euro: 157.480

An diesem Beispiel wird deutlich, dass du als Kreditnehmer ungefähr 16.500 Euro (umgerechnet) weniger zurückzahlen musst, als du bei Aufnahme des Fremdwährungskredites erhalten hast. Der Grund ist, dass der Dollarkurs im Laufe der Zeit schwächer geworden ist, sodass daraus die Währungsgewinne entstanden sind.

Niedriger Zinssatz als weiteres Argument für Fremdwährungsdarlehen

Manche Kreditnehmer entscheiden sich deshalb für einen Fremdwährungskredit, weil sie auf die zuvor beschriebenen Währungsgewinne hoffen. Es gibt allerdings noch einen zweiten Grund, nämlich dass das Zinsniveau im Ausland niedriger als in Deutschland ist. Vergeben die Banken hierzulande beispielsweise Immobiliendarlehen zu einem Zins von 1,8 Prozent, könnte es bei einer günstigen Konstellation sein, dass du zum Beispiel von einer Bank aus Norwegen den entsprechenden Fremdwährungskredit zu einem Zins von zum Beispiel 1,4 Prozent erhältst. Im besten Fall profitierst du dann sogar doppelt beim Fremdwährungsdarlehen, nämlich einmal in Form des geringeren Zinssatzes und zum anderen durch die zuvor angesprochenen Währungsgewinne.

Fremdwährungsdarlehen mit nicht unerheblichen Risiko ausgestattet

Beim Fremdwährungskredit gibt es allerdings auch eine Schattenseite, die du unbedingt vor dem Einbinden in eine Baufinanzierung beachten solltest. Der mögliche Nachteil besteht darin, dass eben die erhofften Währungsgewinne nicht eintreten, sondern stattdessen Währungsverluste verbucht werden müssen. Das geschieht unter der Voraussetzung, dass sich der Kurs der Fremdwährung ungünstig gegenüber dem Euro bis zur Fälligkeit des Fremdwährungsdarlehens entwickelt. Eine solche Situation kann sogar dazu führen, dass du später die Tilgung in einer Summe nicht mehr vornehmen kannst, weil schlichtweg Geld dazu fehlt. Dann musst du entweder eine – vielleicht relativ teure – Anschlussfinanzierung vornehmen oder im schlimmsten Fall sogar eine Zwangsversteigerung der Immobilie durchführen lassen.

Denk in dem Zusammenhang unbedingt daran, dass es im Grunde kaum ein Limit gibt, was die eventuell negativen Veränderungen des Devisenkurses angeht. Immerhin haben Fremdwährungskredite nicht selten eine Laufzeit von zehn und mehr Jahren. Wenn wir uns den US-Dollar Kurs innerhalb der letzten zehn Jahre gegenüber dem Euro betrachten, so schwankte dieser im Bereich zwischen ca. 1,35 und 1,05 US-Dollar gegen Euro. Hattest du also beispielsweise einen Fremdwährungskredit zu einem Kurs von 1,35 Dollar aufgenommen und musstest das Darlehen dann zu einem Kurs von 1,05 Dollar zurückzahlen, würde dies einem Währungsverlust von rund 30 Prozent entsprechen. Auf eine Darlehenssumme von umgerechnet 150.000 Euro gerechnet müsstest du demzufolge über 190.000 Euro an den Kreditgeber zurückzahlen.

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