Heute schon an morgen zu denken, ist keineswegs eine abgedroschene Floskel unserer Eltern und Großeltern. Angesichts einer immer unsicherer werdenden gesetzlichen Rente ist es vielmehr wichtiger als je zuvor, sich frühzeitig über die finanzielle Absicherung im Alter Gedanken zu machen. Doch um in Eigenregie für das Alter überhaupt vorsorgen zu können, benötigt man Geld. Dieses investiert man wiederum in eine private Altersvorsorge wie eine private Rentenversicherung, Immobilien oder einen ETF-Sparplan. Hierbei stellt sich natürlich die Frage, wie viel Geld man im Monat überhaupt entbehren kann, um seine Sparziele zu erreichen. Hierbei ist die sogenannte „Sparquote“ die wichtigste Kennzahl. Wir wollen dir heute einmal zeigen, was das überhaupt ist und wie du sie berechnest.
Berechnung der Sparquote
Was in einem Unternehmen die Einnahmen-Überschuss-Rechnung gekoppelt an den Cashflow ist, gilt im Privathaushalt als Sparquote. Sie gibt kurzerhand an, wieviel du im Monat beiseite legen kannst. Die Rechnung, welche zu deiner persönlichen Sparquote führt, ist ganz einfach. Hierfür benötigst du nur zwei wichtige Kennzahlen:
- Einnahmen
- Ausgaben
Bei den Einnahmen handelt es sich um das gesamte Geld, welches du innerhalb eines Monats einnimmst. Die Ausgaben spiegeln fast alles wieder, was du im Monat ausgibst. Diese Faktoren reichen bereits aus, um deine persönliche Sparquote zu ermitteln. Hierbei raten wir dir dazu, Einnahmen und Ausgaben nicht nur eines Monats zu wählen. Werfe im besten Fall einen Blick in deine Kontoauszüge der letzten 3 Monate und bilde einen Mittelwert. Alternativ kann sich auch das Anlegen eines klassischen Haushaltsbuchs für ein paar Monate lohnen. Bist du zu festen Werten gelangt, geht es mit der passenden Rechnung weiter:
(Einnahmen – Ausgaben) : Einnahmen = Sparquote
Wer also im Monat 2000 Euro (netto) zur Verfügung hat und für Miete, Lebensmittel, Freizeit, Versicherungen usw. 1.500 Euro ausgibt, hat eine Sparquote von 0,25 bzw. 25 Prozent.
Schwarze Zahlen auf dem Konto sind Einnahmen
Mitunter ist es gar nicht so einfach, den Punkten Einnahmen und Ausgaben die richtigen Werte zuzuordnen. Insbesondere bei Ausgaben gibt es mitunter Grauzonen, bei denen der eine oder die andere ins Grübeln kommen kann. Die Einnahmen sind dabei noch unkompliziert. Hierbei handelt es sich um alle Verdienste, die du innerhalb eines Monats verzeichnest. Allerdings gehört hierzu nicht nur das Gehalt von Arbeitnehmern bzw. der Gewinn von Freiberuflern oder anderen Selbstständigen.
Auch andere Zuwendungen zählt man hier hinein. Diese können beispielsweise staatlicher Natur sein, wie beispielsweise das Kindergeld. Doch auch Einnahmen anderweitiger wirtschaftlicher Aktivitäten zählt man hier hinein. Egal, ob du nun erfolgreich dein Smartphone bei Ebay verkaufen konntest oder aber Miete für deine Eigentumswohnung kassierst. Alles, was sich in schwarzen Zahlen auf deinem Konto oder deinen Konten niederschlägt, gilt als Einnahme.
Ausgabe ist nicht gleich Ausgabe
Bei Ausgaben kann es wiederum etwas komplizierter sein. Unumstritten sind natürlich die üblichen monatlichen Kosten für Miete, Lebensmittel, Shopping und Freizeit. Im Bereich der Ausgaben gibt es aber auch sonderbare Posten, die man nicht ganz so einfach in die Kalkulation aufnehmen kann. Ein klassisches Beispiel ist der Baukredit. Hier zahlst du jeden Monat einen gewissen Betrag, um das Darlehen abzustottern. Doch lässt sich diese Ausgabe gleichsetzen mit einer monatlichen Miete?
Nein. Dies würde bei Kreditverträgen mit kurzer Laufzeit und hoher monatlicher Belastung nämlich zu falschen Ergebnissen bei deiner Sparquote führen. Viel sinnvoller wäre es, die monatliche Zahlung an den Darlehensgeber in Tilgung und Zinsen aufzuteilen. Während die Tilgung ihrerseits als Sparmaßnahme gezählt werden kann, gelten die Zinsen eindeutig als Ausgabe. Anders sieht es natürlich bei den anfallenden Steuern für die Immobilie aus.
In den Bereich der Ausgaben zählt man auch andere Investitionen mit Sparziel nicht. So solltest du auch deine monatliche Beitragszahlung in deinen persönlichen ETF-Sparplan nicht in die Ausgaben zählen. Welchen Hintergrund hat das? Ähnlich wie bei den Immobilien würde dies deine Anreize zum Sparen mindern. Da man deren Sparzweck nicht mir klassischen Lebenshaltungskosten vergleichen kann, dürfen sie auch deine Sparquote nicht negativ beeinflussen.
Ein Blick in die Statistik
Die Deutschen müssen sich von anderen Ländern gerne einige Stereotypen gefallen lassen. So gelten wir als Perfektionisten oder überkorrekt. Ein weiterer Ruf, der uns vorauseilt ist das Dasein als Pfennigfuchser. Anders ausgedrückt gelten Deutsche als überaus sparsam. Aber wie so oft, können hinter einem solchen Gerücht häufig auch leere Phrasen stehen. Glücklicherweise gibt es für genau solche Fragen auch die passenden Statistiken.
Und hier wird schnell deutlich, dass wir uns zwar im oberen Drittel befinden, andere Länder können aber durchaus mit einer höheren Sparquote glänzen. Wir haben uns mit der Schweiz, Deutschland, Finnland und Griechenland einmal vier unterschiedlich starke „Sparnationen“ herausgepickt. Die Zahlen stammen von Statista. Hier kannst du auch mal einen Blick auf die Sparquoten der anderen EU-Länder werfen.
Land | durchschnittliche Sparquote 2019 | durchschnittliche Sparquote 2020 |
---|---|---|
Schweiz | 21,67 % | 26,99 % |
Deutschland | 18,39 % | 23,35 % |
Finnland | 8,53 % | 12,74 % |
Griechenland | – 3,84 % | 2,63 % |
An der jeweiligen Sparquote lässt sich in der Regel auch die Wirtschaftskraft eines Landes ablesen. Hier gehört Deutschland zweifelsohne zu den Stärksten. Unabhängig der Wirtschaftskraft macht der Vergleich zwischen den Jahren einen weiteren Punkt deutlich. Weil es sich bei 2019 um ein vergleichsweise normales Jahr ohne schwerwiegende Vorkommnisse oder Krisen handelt, steht es für eine typische Sparquote in Deutschland. Anders sieht es mit 2020 aus – dem ersten Coronajahr. Hier mussten die Menschen insbesondere auf Freizeitaktivitäten und Urlaub verzichten. Die Folge ist, dass am Ende des Monats eine höhere Sparquote vorhanden war. Dies lässt sich nicht nur hierzulande, sondern auch in allen anderen Ländern statistisch nachweisen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Eine hohe Sparrate mag schön und gut sein. Doch was bringt sie mir schlussendlich? Fest steht, dass du dein Gespartes nicht einfach so auf deinem Konto versauern lassen solltest. Stattdessen ist es ratsam, es gewinnbringend, aber sicher zu investieren. Und hier heißt es: besser früh als spät. Schließlich ist es egal, wie hoch deine Sparquote ist. Sollte kein Minuszeichen vor dem Prozentwert stehen, solltest du mit dem Sparen anfangen. Dahinter steckt der sogenannte Zinseszins. Dieser sorgt dafür, dass frühes Anlegen mit geringen monatlichen Einzahlungen häufig wirksamer ist als späteres Anlegen mit weit höheren Beiträgen. Lasst uns einen Blick auf ein Beispiel werfen. Unser Rechenbeispiel macht deutlich, dass du mit frühzeitigen Investitionen vom Zinseszins profitierst.
Sparrate im Monat | Rendite | Anlagedauer | Einzahlungen | Erhaltene Zinszahlungen | Endkapital |
---|---|---|---|---|---|
100 Euro | 5 % | 30 Jahre | 36.000 Euro | 45.885 Euro | 81.885 Euro |
300 Euro | 5 % | 15 Jahre | 54.000 Euro | 25.786 Euro | 79.786 Euro |
Wer gerade einmal 100 Euro im Monat zum Sparen aufwenden kann, kann nach 30 Jahren Laufzeit satte 81.885 Euro Endkapital vorweisen. Das Erstaunliche dabei ist, dass der Löwenanteil des schlussendlichen Kapitals von den Zinsen ausgemacht wird. Stellt man der Rechnung ein Sparmodell gegenüber bei dem die Laufzeit auf 15 Jahre beschränkt ist und monatlich dreimal soviel angelegt wird, wird der Stellenwert des Zinseszinses deutlich. Hier sind die tatsächlichen Einzahlungen deutlich höher und das schlussendliche Sparkapital sogar niedriger. Auch, wenn du in jungen Jahren wenig zur Verfügung haben solltest, ist es ratsam, dein Geld anzulegen.
Die richtige Sparquote
Die Frage aller Fragen ist natürlich, welche Höhe die Sparquote denn nun im Bestfall haben sollte. Hierbei gilt die Erfolgsformel: Je höher desto besser. Allerdings ist dies nur für die wenigsten Lebensentwürfe ratsam. Spätestens mit Ehepartner und Nachwuchs muss man seine noch so ambitionierten Sparpläne einem Realitäts-Check unterziehen. Deshalb raten wir euch dazu, einfach den Durchschnittsdeutschen als Minimum zu sehen. Das bedeutet, dass du eine Sparquote von mindestens 10 % haben solltest.
Bei einer Sparquote von 10 % stehen monatlichen Nettoeinnahmen in Höhe von 2000 Euro Ausgaben in Höhe von 1800 Euro gegenüber. Die übrigen 200 Euro ließen sich dann wunderbar beispielsweise in einen ETF-Sparplan investieren. Wer die 200 Euro monatlich über 30 Jahre hinweg bei einer Rendite von 5 % anlegt, bekommt schlussendlich ein Sparkapital in Höhe von 163.771 Euro. Das kann sich durchaus sehen lassen und dient wunderbar zum Schließen einer Rentenlücke. Bei 300 Euro im Monat und vergleichbaren Konditionen wären es allerdings schon 245.657 Euro. Hier wird deutlich, wie viel eine gute Sparquote ausmacht. Noch wichtiger ist allerdings der Faktor Zeit. Bei 40 Jahren werden es bei 200 Euro monatlich 297.771 Euro und bei 300 Euro monatlich 446.657 Euro. Innerhalb von 10 Jahren also fast doppelt so viel.
Solltest du mit der Höhe deiner Sparquote nicht zufrieden sein, gibt es eigentlich nur zwei Wege, um sie zu erhöhen. Zum einen solltest du versuchen, deine Ausgaben zu senken. Hierbei kann ein Haushaltsbuch helfen. Dieses führt dir vor Augen, wie viel Geld du im Monat wofür ausgibst. Vielleicht findest du ja Punkte, auf die du verzichten kannst. Der andere Weg ist etwas komplizierter – erhöhe deine Einnahmen. Entweder du begibst dich auf die Suche nach einem besser bezahlten Job oder du suchst dir einen Nebenjob.
Denke an die eiserne Reserve
In der Theorie mag das alles wirklich gut klingen. Doch bei all der Freude am Investieren solltest du auch an dein finanzielles Fundament denken. Schließlich profitierst du von Faktoren wie dem Zinseszins erst nach einigen Jahren des Sparens. Damit du auch im hier und jetzt für unvorhergesehene Szenarien gewappnet bist, ist es wichtig, auch auf dem Girokonto ein wenig anzusparen. Experten zufolge ist es gut, wenn du auf deinem Konto in etwa so viel Kapital „geparkt“ hast, um ein halbes Jahr die Ausgaben decken zu können. Ist dies der Fall, kann es mit dem Investieren losgehen.