Anleger sollten immer darauf achten die anfallenden Gebühren so niedrig wie möglich zu halten. Umso höher die Gebühren sind, desto geringer fallen die schlussendlich die Renditen aus. Nur, wenn ein günstiges Wertpapierdepot genutzt wird, kommen die eigenen Gewinne auch wirklich bei einem an. Es kann sich also lohnen einen Blick auf die Konditionen des eigenen Depots zu werfen und diese mit anderen Anbietern zu vergleichen. Sollte sich ein Anbieter finden lassen, der dieselben Features zu geringeren Gebühren anbietet, ist ein Depot-Wechsel durchaus empfehlenswert. Wir erläutern im Folgenden, worauf bei einem Depot-Wechsel zu achten ist, wie dieser vorgenommen wird und was für Kosten dabei entstehen können.
Gründe für einen Depot-Wechsel
Es gibt viele Gründe, weshalb ein Depot-Wechsel in Betracht kommt. Ein schlechter Service, ein zu kleines Angebot oder auch eine nicht ausreichende Übersichtlichkeit sind einige dieser Gründe. Der wohl schwerwiegendste Grund dürfte im Bereich der Kosten liegen. Niemand dürfte es mögen seinen Gewinn, nur aufgrund von hohen Gebühren, zu schmälern. Kosten, die regelmäßig bei Depotanbietern anfallen, sind Kontoführungsgebühren, Strafzinsen, Depotgebühren Ordergebühren und weitere Gebühren die beim Handel mit Wertpapieren entstehen. Vor allem für Depots bei Filialbanken sind hohe Gebühren für die Verwahrung oder die einzelnen Transaktionen keine Seltenheit.
Zudem bieten viele Depotanbieter eine Depot-Wechsel-Prämie an, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Oftmals müssen bestimmte Wertpapiere gekauft werden oder eine Person wirbt eine andere, damit ein solcher Bonus vergeben wird. Neben Neukundenboni in Geld, gibt es Depotanbieter, die ihren Neukunden eine Gratisaktie schenken.
Die Depot-Wechsel-Prämie sollte aber natürlich nicht der einzige Grund für einen Depot-Wechsel sein. Ratsam ist es Kosten, Nutzen und den Aufwand gegeneinander abzuwägen. So kannst du einschätzen, ob der Depot-Wechsel sich auf jeden Fall lohnt.
Kosten, die es im Zusammenhang mit dem Wertpapierhandel zu beachten gilt
Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Kosten, die im Zusammenhang mit dem Wertpapierhandel beachtet werden sollten. Fallen diese gering aus, steigt die Rendite im Gegenzug.
Zu den Gebühren gehören die Ordergebühr, die Börsengebühr, Kosten für eventuelle Limit-Orders und der Bid-Ask-Spread.
Die Ordergebühr fällt pro in Auftrag gegebener Order an. Je nach Depotanbieter kann diese Gebühr etwas schwanken.
Die Börsengebühr hingegen setzt sich aus verschiedenen Kosten, wie Maklercourtage und das Entgelt für den Börsenplatz, zusammen. In extremen Fällen macht die Börsengebühr bis zu 40 Prozent der insgesamt anfallenden Gebühren aus. Jeder Anbieter berechnet die Gebühr anders, was bei der Auswahl eines Anbieters beachtet werden sollte.
Bei Limit-Orders entstehen zusätzliche Kosten, wenn die Order nicht am gleichen Tag, sondern erst am nächsten Tag ausgeführt wird.
Vom Bid-Ask-Spread ist die Rede, wenn von der Differenz zwischen Geld- und Briefkurs gesprochen wird. Geht es um Aktien und ETFs, die in großem Umfang gehandelt werden, beträgt der Spread normalerweise weniger als 0,1 Prozent. Bei selten gehandelten Wertpapieren allerdings kann der Spread oft sogar bei mehreren Prozent liegen.
Welche Wertpapiere können übertragen werden?
Sollen die Wertpapiere, die im jetzigen Depot liegen, auf ein neues Depot übertragen werden, muss der jetzige Anbieter diese Wertpapiere herausgeben. Grundsätzlich ist er gesetzlich dazu verpflichtet. Hierbei sollten demnach keine Probleme auftreten. Der neue Depotanbieter jedoch ist nicht gesetzlich dazu verpflichtet auch all deine Wertpapiere anzunehmen. Besitzt du beispielsweise Wertpapiere, die zwar beim alten nicht aber beim neuen Anbieter handelbar sind, kann dies ein Problem darstellen. Mittlerweile ist es im Normalfall aber so, dass Broker und Banken beinahe alle Börsenpapiere akzeptieren, die bei den anderen Banken und Brokern ebenfalls handelbar sind. Sollte es dennoch vorkommen, dass ein Papier einmal nicht vom neuen Anbieter akzeptiert wird, kann dieses Wertpapier im alten Depot liegen bleiben. Logischerweise kann das Depot dann nicht geschlossen werden, sodass die üblichen Gebühren des alten Anbieters weiterhin anfallen.
Wurden die übrigen Wertpapiere dann bereits in ein neues Depot übertragen, zahlst du doppelt.
Tipp: Wertpapiere, die in Kürze verkauft werden sollen, sollten nicht mit auf das neue Depot übertragen werden. Ein Depot-Wechsel kann unter Umständen manchmal mehrere Wochen dauern. Währenddessen hat man keinen Zugriff auf die zu übertragenden Wertpapiere. Ändert sich der Kurs im Zeitraum des Wechsels, kann es so teilweise zu hohen Verlusten kommen.
Im internationalen Bereich des Wertpapierhandels gibt es leider keine einheitlichen Regelungen. Ist demnach ein Depot-Wechsel zu oder von einem ausländischen Depot geplant, kann dies einen höheren Aufwand und kompliziertere Vorgänge bei einem Depot-Wechsel bedeuten.
Sind Bruchstücke von Aktien, ETFs oder anderen Wertpapieren übertragbar?
Grundsätzlich lassen sich Bruchstücke nicht auf ein anderes Depot übertragen. Entweder werden die Bruchstücke vor dem Depot-Wechsel verkauft oder sie bleiben auf dem alten Depot.
Bruchstücke entstehen durch sogenannte Sparpläne. Wenn in einen ETF investiert wird, der 200 Euro wert ist, du durch deinen Sparplan allerdings monatlich nur 100 Euro in diesen ETF investierst, dann erhältst du nur 0,5 Stücke dieses ETFs, was bereits ein Bruchstück dieses ETFs darstellt. Geht dies solange, bis du beispielsweise 1,5 Stücke dieses ETFs im Depot hast, kannst du zwar die 1,0 Stücke übertragen, die 0,5 Stücke müssen allerdings entweder verkauft werden oder sie bleiben auf dem Depot.
Der Verkauf dieser Bruchstücke funktioniert überall etwas anders, als der Verkauf normaler Wertpapiere. Dieser Unterschied liegt darin, dass die Bruchstücke ein Service des Brokers an sich sind. Verkauft werden die Bruchteile an den jeweiligen Anbieter des Fonds. Achte darauf, dass es Broker gibt, die das Verkaufen der Bruchstücke erst ermöglichen, wenn alle ganzen Teile des ETFs bereits verkauft wurden. Das heißt es muss bis nach dem Depot-Wechsel gewartet werden, ehe die Bruchteile verkauft werden können.
Die Depotübertrag-Kosten
Dies dürfte für alle, die einen Wechsel in Erwägung ziehen, eine erfreuliche Nachricht sein. Der Bundesgerichtshof hat in zwei Urteilen beschlossen, dass ein Wechsel des Depots innerhalb Deutschlands kostenlos sein muss. Die jeweiligen Anbieter dürfen also keine Depotübertrag-Kosten für den Wechsel an sich verlangen.
Depotübertrag-Kosten, die durch Dritte an deinen Depotanbieter weitergegeben werden, darf dein Anbieter auch an dich weiterreichen. Solche Gelder sind zum Beispiel die Verwahrgebühren der Stelle, bei der ein Wertpapier bis zu diesem Zeitpunkt gelagert wurde.
Manche Banken und Broker bieten für den Wechsel einen Service an. Du musst lediglich ein Formular ausfüllen, das den neuen Anbieter dazu ermächtigt den Depot-Wechsel zu vollziehen. Soll ein Übertrag von nur einzelnen Aktien, Fonds oder ETFs stattfinden, kann dies auf dem Formular angegeben werden.
Im Normalfall sind die in Deutschland ansässigen Banken dazu verpflichtet die Anschaffungsdaten der unterschiedlichen Wertpapiere weiterzugeben. Wird dies nicht getan, werden die Papiere als neu angeschafft gezählt, was dazu beiträgt, dass sie pauschal zu versteuern sind.
Wie funktioniert der Depot-Wechsel?
Ein Depot-Wechsel durchzuführen ist gar nicht so kompliziert, wie man es zu Anfang denkt. Im Grunde ist der Depot-Wechsel in fünf einfachen Schritten möglich. Bevor das neue Depot eröffnen wird, solltest du prüfen, ob ein Depot-Wechsel deiner Papiere zum neuen Anbieter überhaupt möglich ist. Oft findet man für die Überprüfung eine Suchmaske auf der Webseite des Anbieters. Dort können die Wertpapiere eingegeben werden und es wird einem angezeigt, ob der Depot-Wechsel mit den vorhandenen Wertpapieren zu diesem Anbieter möglich ist oder nicht.
In einem zweiten Schritt ist es natürlich notwendig das neue Depot zu eröffnen. Dazu muss ein Konto erstellt und hinterher alle notwendigen Schritte durchlaufen werden. Soll das alte Depot geschlossen werden, sind alle Wertpapiere zu verkaufen, die nicht mit übertragen werden sollen. Auch die Bruchstücke gehören dazu. Damit bei den Steuern nichts falsch läuft und man nicht zu viel oder zu wenig Steuern bezahlt, müssen die Kaufabrechnungen unbedingt gespeichert werden. Wenn man sein altes Depot, nach dem Depot-Wechsel, kündigt hat man nämlich keinen Zugriff mehr auf sein Postfach und kommt somit nicht mehr an die Abrechnungen heran, um die Einstandskurse ordnungsgemäß zu überprüfen.
Im vierten Schritt wird der Depotwechsel in Auftrag gegeben. Dieser Auftrag wird mit Hilfe des bereits genannten Formulars gegeben. Manche Broker bieten dies schon online an, sodass das Formular einfach auf der Webseite ausgefüllt und abgeschickt werden kann. Der Normalfall ist allerdings ein PDF-Dokument, das ausgefüllt und an die alte Bank/Anbieter geschickt werden muss.
Neben dem Antrag an sich benötigt man die BIC und die Depotnummer des alten Depots. Im letzten Depotauszug sind diese Angaben zu finden. Sollen nicht alle Papiere, die im alten Depot liegen, auf das neue übertragen werden, müssen die einzelnen Wertpapiere im Formular genannt werden, die zum Depot-Wechsel durch dich freigegeben sind.
Ist der Antrag richtig ausgefüllt und gibt es keine Probleme, wird der Depot-Wechsel vollzogen. Im neuen Depot angekommen, sind die Wertpapiere nach dem Depot-Wechsel auf die steuerlichen Einstandskurse zu überprüfen. Tauchen Fehler auf, sind diese zu korrigieren.
Schritt für Schritt:
- Prüfen der übertragbaren Wertpapiere
- Depot beim neuen Anbieter eröffnen
- Bei Schließung des alten Depots: Nicht zu übertragende Wertpapiere und Bruchstücke verkaufen und die Kaufbelege sichern
- Den Übertrag in Auftrag geben
- Einstandskurse überprüfen und ggf. korrigieren, sobald der Übertrag vollendet ist
Fazit zum Depot-Wechsel
Ein Depot-Wechsel ist gar nicht zu kompliziert, wie man am Anfang meint. Bevor man einen solchen Wechsel vornimmt sollten allerdings die verschiedenen Anbieter miteinander verglichen werden. Ein Blick ist auf die Kosten, wie Order- oder Depotführungsgebühren zu werfen. Unnötige Kosten schmälern nämlich im Endeffekt die angefallenen Renditen, was nicht unbedingt im Interesse der Anleger liegt.
Durch ein einfach auszufüllendes Formular kann der Depotwechsel bei dem Anbieter in Auftrag gegeben werden. Bei Überträgen innerhalb Deutschlands fallen keine Kosten für den Depot-Wechsel an. In Sachen Steuern muss unbedingt auf die Einstandskurse geachtet werden. Speichere vor dem Depot-Wechsel auf jeden Fall die Kaufabrechnungen. Für den Depot-Wechsel selbst fallen keine Steuern an, da die Wertpapiere sozusagen von dir zu dir übertragen werden. Es findet kein Verkauf statt, sondern nur ein „Lagerwechsel“. Zudem musst beachtet werden, dass der Depot-Wechsel unter Umständen einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Währenddessen kommt man nicht an seine Wertpapiere heran.
Gibt es keine Probleme, wird der Depotwechsel vollzogen und die Papiere befinden sich im neuen Depot.