Kreditkarten kombinieren und Liquidität schaffen – macht das Sinn?

Viele Verbraucher haben gerne eine Liquiditätsreserve, wenn zum Beispiel unvorhergesehene Ausgaben dazu führen, dass das vorhandene Guthaben auf dem Girokonto oder einem Tagesgeldkonto nicht ausreicht. Die meisten Bankkunden nehmen zu diesem Zweck einen Dispositionskredit in Anspruch. Was aber ist zu tun, wenn seitens des kontoführenden Instituts entweder kein Dispositionskredit eingeräumt wird oder dieser bereits ausgeschöpft ist?

Manche Verbraucher kommen unter diesen Voraussetzungen auf die Idee, sich einfach mehrere Kreditkarten zu bestellen, das jeweilige Kreditkartenlimit zu nutzen und auf diese Weise den benötigten Betrag finanzieren zu können. Doch handelt es sich dabei tatsächlich um eine gute Idee? Dieser Frage möchten wir in unserem Beitrag nachgehen.

Dispositionskredit in der Regel Mittel der ersten Wahl

Normalerweise dient der Dispositionskredit dazu, dass Kontoinhaber kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken können. Falls zum Beispiel eine unvorhergesehene Ausgabe anstehen sollte, kann der Dispositionskredit in Anspruch genommen werden, wenn kein ausreichendes Guthaben auf dem Konto ist. Sollte es sich um eine größere Ausgabe handeln, zum Beispiel um die Anschaffung eines neuen Autos, wird stattdessen in der Regel ein Ratenkredit in Anspruch genommen. In der Praxis erhalten allerdings nicht alle Personen einen Dispositionskredit oder möchten diese Kreditlinie auf dem Girokonto haben. Noch häufiger wird ein eingeräumter Dispositionskredit – oft aus Gewohnheit – bereits in vollem Umfang ausgeschöpft, sodass kein offener Betrag mehr zur Verfügung steht. Unter diesen Voraussetzungen könnte es eine Alternative sein, beim kurzfristigen Liquiditätsengpass einfach das Kreditkartenkonto in Anspruch zu nehmen.

Viele Kreditkarten mit Kreditkartenlimit versehen

Mittlerweile ist es in Deutschland vollkommen üblich, dass Erwachsene eine Kreditkarte besitzen. Mehr als 40 Millionen Karten sind im Umlauf, sodass die Kreditkarte schon lange kein Statussymbol mehr ist. In den meisten Fällen ist mit Ausgabe der Kreditkarte auch ein Kreditkartenlimit verbunden. Der Kunde kann also sein Kreditkartenkonto beispielsweise bis zu 5.000 Euro oder einem anderen Limit überziehen. Das funktioniert für gewöhnlich mindestens bei den folgenden Kreditkarten-Varianten:

  • Classic-Kreditkarte
  • Gold-Kreditkarte
  • Platinum-Kreditkarte
  • High-Class Kreditkarte

Lediglich die Prepaid-Kreditkarte muss in der Auflistung außen vor bleiben, weil in dem Fall mit der Karte nur aus vorhandenem Guthaben heraus verfügt werden kann. Bei allen anderen Kreditkarten-Varianten jedoch räumt die Bank bzw. Kreditkartengesellschaften normalerweise ein Limit ein. Dies beträgt oft bis zu drei monatliche Nettogehälter des Karteninhabers.

Vorsicht: Kreditkarte wird meistens der Schufa gemeldet

Ein erster Grund dafür, dass es nicht unbedingt eine glänzende Idee ist, sich über mehrere Kreditkarten mit den anhängenden Kreditkartenlimits eine Art zusätzlichen Kredit zu verschaffen, ist die Tatsache, dass die Beantragung und Ausstellung einer Kreditkarte meistens der Schufa gemeldet wird. An sich ist das noch kein schlechtes Zeichen, denn immerhin spricht die Ausgabe einer Kreditkarte mitsamt eines Kreditlimits dafür, dass der Karteninhaber eine gewisse Bonität hat. Allerdings kann sich dieses positive Merkmal schnell drehen, wenn nämlich mehrere Kreditkarten in der Schufa gespeichert sind.

Dann meinen viele Banken und andere Finanzdienstleister, dass der Karteninhaber vielleicht keinen gewöhnlichen Bankkredit erhält und sich daher über die Kreditkarten mit dem entsprechenden Verfügungsrahmen eine Art „Ersatzkredit“ beschaffen muss. Zudem steigt natürlich das Finanzierungsrisiko immer weiter an, wenn zum Beispiel fünf Kreditkarten mit einem jeweiligen Kreditkartenlimit von beispielsweise 5.000 Euro genutzt werden. Zusammengefasst bedeutet das, dass mindestens drei Kreditkarten eher ein negatives Schufa-Merkmal darstellen können. Das wiederum kann dazu führen, dass im schlimmsten Fall keine Kredite mehr genehmigt werden oder der Karteninhaber sogar Probleme bei anderen Unternehmen bekommt, wie zum Beispiel bei einer Leasinggesellschaft oder einem Telekommunikationsunternehmen.

Nutzung des Kreditkartenlimits ist relativ teuer

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum es in den meisten Fällen keine gute Idee ist, sich praktisch über mehrere Kreditkarten ein Darlehen zusammenzustellen. Die Inanspruchnahme des Verfügungsrahmens auf dem Kreditkartenkonto ist nämlich in der Regel mindestens genauso teuer wie der Dispositionskredit, manchmal sind die Zinsen sogar noch höher. Während Sie auf Ihrem Girokonto durchschnittlich im Jahr 2022 einen Dispozins von ungefähr 9,5 Prozent zahlen, können die Sollzinsen auf dem Kreditkartenkonto durchaus schon einmal in den Bereich von 12 Prozent und darüber hinaus gehen.

Im direkten Vergleich ist die Nutzung des Verfügungsrahmens auf dem Kreditkartenkonto also oft teurer als die Inanspruchnahme eines Dispositionskredites, erst recht natürlich eines alternativen Ratenkredites. Wenn du also beispielsweise über mehrere Kreditkarten mit den entsprechenden Verfügungsrahmen einen Betrag von zum Beispiel 15.000 Euro im Soll bist, führt das zu jährlichen Zinsen von durchschnittlich etwa 2.000 Euro. Den gleichen Betrag, also die 15.000 Euro, kannst du hingegen mit einem Ratenkredit teilweise zu drei Prozent finanzieren und hättest dann auf den Betrag gerechnet in einem Jahr lediglich Zinskosten von 450 Euro.

Besser: Alternativen zum Dispositionskredit suchen

Als Fazit lässt sich festhalten, dass es in den weitaus meisten Fällen keine gute Idee ist, größere Summen über die Verfügungsrahmen mehrerer Kreditkarten zu finanzieren. Der Dispositionskredit ist die bessere Alternative, steht aber eben nicht immer zur Verfügung oder ist bereits ausgeschöpft. Dann allerdings gibt es dennoch weitere Finanzierungsmöglichkeiten, die in der Regel besser als die Inanspruchnahme des Kreditkartenlimits sind. Dazu gehören insbesondere:

  • Ratenkredit
  • Abruf- oder Rahmenkredit
  • Händlerfinanzierung

Der Ratenkredit kommt als Alternative insbesondere dann infrage, wenn du einen etwas größeren Betrag finanzieren möchtest und absehbar ist, dass du diesen ohnehin nicht in wenigen Monaten wieder zurückzahlen kannst. Hier ist der Ratenkredit ideal, weil es mit monatlich festen Raten möglich ist, die Rückzahlung gezielt vorzunehmen. Solltest du übrigens Bedenken haben, dass ein Ratenkredit genehmigt wird und ein Kreditkartenlimit nicht, ist das meistens nicht der Fall. Wenn du nämlich aufgrund mangelnder Bonität keinen Ratenkredit von der Bank erhältst, ist es ebenfalls sehr unwahrscheinlich, dass du eine Kreditkarte mit entsprechendem Verfügungsrahmen ausgestellt bekommen. Dann wird es sich vermutlich ohnehin nur um eine Prepaid-Kreditkarte handeln können, die jedoch über kein Kreditlimit verfügt.

Eine weitere Alternative können Abruf- und Rahmenkredit sein. Diese stellen faktisch eine Mischung zwischen Dispositionskredit und Ratenkredit dar, weil zwar ein festes Kreditlimit auf einem separaten Konto eingeräumt wird, es sich dabei aber nicht um das Girokonto handelt. Du kannst den Abrufkredit dementsprechend genauso nutzen wie den Dispositionskredit, nur dass die Zinsen meistens etwas günstiger sind. Manchmal gibt es zudem eine gewisse Mindestrückführung, die du in monatlichen Raten leisten musst.

Falls sowohl der Ratenkredit als auch der Dispositionskredit und Abrufkredit nicht als mögliche Alternative infrage kommen, bleibt noch ein anderer Weg: die Händlerfinanzierung. Diese bietet sich immer an, wenn du über den jeweiligen Kredit in erster Linie Konsumausgaben finanzieren willst, wie zum Beispiel den Kauf eines Breitbildfernsehers oder anderer Geräte, die eher im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich liegen. Die meisten, größeren Händler bieten dementsprechend eine Finanzierung an, sodass auch in dem Fall nicht unbedingt mehrere Kreditkarten als gute Idee angesehen werden sollten.

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